Mirare/harmonia mundi MIR 059
(70 Min., 12/2007) 1 CD
Sergej Rachmaninow war überzeugt: "Sie sind der größte Komponist unserer Zeit", schrieb er an Nikolaj Medtner. Selbst vielen Musikliebhabern ist der deutschstämmige Russe heute unbekannt, und das hat er sich in gewisser Weise selbst eingebrockt. Medtner war Traditionalist. Er sträubte sich gegen das Wesen seiner Zeit, gegen Strauss ("Scharlatan") ebenso wie Strawinsky ("Dickkopf") und die ganze Avantgarde. Solchen Menschen erfährt Gerechtigkeit erst spät, oft lange nach ihrem Tod. Medtner bewegt sich musikalisch zwischen russischem Boden und deutscher Musikgeschichte, berief sich auf Bach und Brahms. Er suchte nach dem Studium in Moskau sein Glück in Berlin, Paris und London (und fand es in letzterem endlich). Der sehnsuchtsvolle, von der Volksmelodik geprägte Ton hat seine (auch biografischen) Ähnlichkeiten mit Rachmaninow, doch fand Medtner, wie es ihm das Musiklexikon von Honegger und Massenkeil zubilligt, "einen durchaus persönlichen Stil". Seine Volksweisen beruhen nicht auf echten Volksliedern, er schrieb sie sich selbst. Schon daher rührt eine gewisse Künstlichkeit, die aber immer trotzdem den Volkston trifft. Er vertonte bekannte russische wie deutsche Gedichte, Klassiker von Goethe bis Puschkin.
Boris Berezovsky scheint ein berufener Interpret für die Musik dieses Zu-spät-Gekommenen zu sein. Uns erwartet hier nicht Salonmusik zweiter Güte, sondern eine ebenso ernsthafte wie emotionale Auseinandersetzung mit den kompositorisch und pianistisch anspruchsvollen Stücken. Auch der Bassist Vassily Savenko trifft mit seiner leicht gutturalen, um nicht zu sagen etwas verhangenen Stimme die Charakteristik der Lieder. Yana Ivanilova überzeugt dagegen mit einer klaren, frischen Intonation. Gegensätze also, die hier aufeinandertreffen, wie der ewige russische Streit zwischen ur-russischer Erdverbundenheit und West-Orientierung, zwischen Asien und Europa.
Matthias Reisner, 05.01.2009
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