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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Wolfgang Amadeus Mozart

Mitridate, rè di Ponto

Bruce Ford, Jochen Kowalski, Ann Murray, Luba Orgonásová, Lillian Watson, Orchester der Oper Covent Garden, Paul Daniel

Opus Arte/Naxos OAR3105D
(177 Min., 10/1993) 1 DVD

Als am 26. Dezember 1770 in Mailand Mozarts Oper "Mitridate, rè di Ponto" uraufgeführt wurde, horchte das musikalische Europa auf: Hier trat ein 14-jähriges Genie an die Öffentlichkeit, das nicht nur eine ernsthafte höfische Oper nach allen Regeln der Kunst zu komponieren verstand, sondern auch Konvention zu hinterfragen und typisierten Figuren menschliche Züge zu verleihen wusste. Nun fällt es allerdings schwer, 238 Jahre lang aufzuhorchen: Mit seinen späteren Opern hat Mozart schließlich das vollendet, was in "Mitridate" nur angelegt ist – wobei er meistens auch auf zeitgemäßere Libretti zurückgreifen konnte.
Angesichts der immensen Schwierigkeiten, welche das auf Racine zurückgehende Drama an den modernen Interpreten stellt, schlägt sich diese Produktion beachtlich. Graham Vicks Regie mag in den Bewegungen etwas zu klobig und in ihrer Ästhetik etwas zu bonbonfarben sein: Die grundsätzliche Entscheidung, europäisch-barocke sowie traditionelle fernöstliche Gesten, Zeremonien und Haltungen in stilisierter Form zu verbinden, ist goldrichtig: In exotischem Gewand lässt sich die strenge Konventionalität des voraufklärerischen Theaters und das ständische Denken seiner Hauptfiguren leichter akzeptieren. Die Sänger suchen auf individuelle Weise einen goldenen Mittelweg zwischen archaischem und modernem Lebensgefühl: Ann Murray macht als Sifare dabei einen leichten Mangel an Fokus durch um so präzisere Gesten wett, Jochen Kowalski, 1993 noch auf der Höhe seiner Sangeskunst, versucht sich mit so großem Einsatz in die Rolle des intriganten Farnace hineinzuleben, dass man ihm Momente romantisierender Gefühligkeit in Geste und Klang verzeiht. Historisch informiert gibt sich Lillian Watson als Ismene, während Luba Orgonásová ihrer präsenten Aspasia etwas mehr Vibrato gönnt. Ganz mit sich und Mozart im Reinen ist jedoch nur Bruce Ford, der die dankbarere Rolle des jähzornigen Mitridate mit seinem kraftvoll männlichen und nuanciert ausdrucksvollen Tenor überlebensgroß ausfüllt.

Carsten Niemann, 10.01.2009


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