RCA Red Seal/BMG 82876 52737-2
(56 Min., 12/2001) 1 CD
Der Blick schweift in die Ferne. Womöglich direkt ins Herz der musikalischen Romantik, in das Jahr 1853, das Jahr, in dem Robert Schumann begann, sich von der Welt zu verabschieden, und in dem er in seiner Wohnung einen jungen Genius namens Johannes Brahms begrüßen durfte. Betrachtet man das Cover dieser CD, man möchte es in der Tat glauben. Kissin schaut, weltentrückt. Aber er spielt nicht so. Es spielt fantastisch irdisch. Ist ja ohnehin kaum einer neben ihm, Volodos ausgenommen, der technisch derart über den Dingen steht wie er. Was aber an Kissins Interpretation von Brahmsens dritter und letzter Klaviersonate fasziniert, ist etwas Anderes: Es ist der dialektische Ansatz: Voller Wut beinahe donnert Kissin sich durch den ersten Satz der Sonate, donnert auch später, in den anderen Sätzen, als wolle er die Welt aus den Angeln heben, um dann, im Andante espressivo, höchste Liedkultur zu demonstrieren: Kissin singt, er träumt dabei, das hat man so selten bei ihm gehört.
Furchterregend dann das Intermezzo. Ist es der Tod, der da an die Tür pocht? Wer weiß. Jedenfalls ein Menetekel, das sich Raum nimmt. Spannungsreicher kann man diesen Satz nicht gestalten. Und wohl kaum rhythmisch schärfer das Finale, in dem Kissin noch einmal neue Farben ins Spiel bringt. Ein großer Wurf diese Sonate, hinter dem die nicht minder brillant und klangsinnlich angelegten Stücke aus op. 76 und die fünf "Ungarischen Tänze" beinahe verblassen. Aber nur beinahe. Mit einem Wort: Der beste Kissin seit langem.
Jürgen Otten, 20.12.2003
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