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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Joseph Haydn

Sinfonia D-Dur Hob Ia/7, Sinfonie Nr. 88 G-Dur, Harmoniemesse B-Dur

Malin Hartelius, Michaela Knab, Judith Schmid, Christian Elsner, Bernhard Schneider, Franz-Josef Selig, Symphonieorchester des BR, Chor des BR, Mariss Jansons

BR Klassik/Naxos 403571900103
(67 Min., 10/2008) 1 DVD

Haydns "Harmoniemesse" in der Stiftsbasilika Waldsassen: Schon die erste Totale der Liveaufnahme, die den Konzertort einfängt, provoziert Attribute wie "Gesamtkunstwerk" oder "Klang gewordene Architektur". Die üppigen Stuckaturen und das prachtvolle Chorgestühl der barocken oberpfälzischen Zisterzienserkirche korrespondieren derart mit dem Einfallsreichtum und würdevollen Habitus von Haydns letzter großer Messe aus dem Jahr 1802, dass man von einem synästhetischen Ineinanderfließen von Auge und Ohr sprechen kann. Insofern scheinen Sinn und Zweck der Produktion des neuen BR-Klassik-Labels mit den beiden hauseigenen Ensembles weitgehend erfüllt. Dass sie gleichwohl nicht wirklich glücklich macht, liegt zum einen am raumakustischen Preis, den Mariss Jansons zu zahlen hatte: Er war in diesem halligen Riesenraum offenbar gezwungen, recht moderate Tempi zu wählen, um die Chor-Orchester-Koordination halbwegs zu gewährleisten. Wo er dennoch – wie es eigentlich seinem Naturell entspricht – Haydn gehörig befeuert, etwa in den grandiosen Gloria- und Credo-Schlussfugen oder beim "Dona nobis pacem", da hinken die (vortrefflich einstudierten) Choristen mitunter doch ihren Instrumentalkollegen hinterher. Überdies rücken manche Einzelsätze wie das von Malin Hartelius vibratoselig vorgetragene "Et incarnatus est" nahe an rührselige Gefilde heran. Insgesamt legt Jansons – dem Ort angemessen – das Hauptaugenmerk auf einen feierlichen Haydn. Dieser zog in der sogenannten Harmonie-Messe ein Resümee seines geistlichen Schaffens, aber er experimentierte auch noch, was beispielsweise Gardiner schärfer als Jansons verdeutlicht, vorausblickend mit zuweilen überraschenden Dissonanzen. Auch das rein sinfonische Umfeld überzeugt nur bedingt: Die pompöse Ouvertüre in D wie auch die G-Dur-Sinfonie, mit der Haydn an seine Erfolge der Pariser Vorgänger anknüpfen wollte, kennen inzwischen Interpreten wie das Freiburger Barockorchester oder Rattles Berliner, die mehr Witz und Esprit auf Lager haben als die BR-Symphoniker. Die schleppen denn doch bei aller natürlich scheinenden Anmut noch zu viel – zu viel für Haydn – an romantischem Gewicht mit sich herum.

Christoph Braun, 29.08.2009


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