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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johann Sebastian Bach

Sonaten für Viola da Gamba und Cembalo BWV 525-530

Hille Perl, Christine Schornsheim, Lee Santana

DHM/Sony Music 88697 52697-2
(74 Min., 5/2009) 1 CD

Worin besteht der Unterschied zwischen Cello und Viola da Gamba? Nimmt man die Neuaufnahme der Kultgambistin Hille Perl zum Maßstab, so liegt er in den schabenden, schlürfenden, zuweilen quakenden Qualitäten der Gambe. Was den hier dargebotenen Bachsonaten einen stechenden, nicht immer leicht erträglichen Charakter gibt. Die Bearbeitungen von Bachs sechs Orgel-Triosonaten BWV 525-530 für Viola da Gamba und Cembalo basieren auf Werken, denen man zuweilen auch als Flöten- oder Gitarrensonaten begegnet. Für Hille Perl zählen sie zum "Zentrum unseres musikalischen, intellektuellen Erbes": "Sie sind die zeitlose Essenz unseres kulturellen Daseins." Das mag hochgegriffen sein. Tatsächlich fügen sich die hausmusikalisch veralltäglichten, fast möchte man sagen: vergemütlichten Sonaten zwanglos in den Kreis jener säkularen Kammermusik ein, die Bach vor allem in den Köthener Jahren entwickelte.
Die Bearbeitungen sind abwechslungsreich gemacht, auf dass sich ihr Charakter immer mehr zugunsten des Cembalos verschiebt (auch dank der melodischen Möglichkeiten des historischen Instruments von Johannes Ruckers von 1624). Christine Schornsheim agiert eloquent, zuverlässig und tänzerisch elegant – und bleibt trotzdem zu sehr im Hintergrund. So emphatisch Hille Perl im Beiheft davon schwärmt, das Interpretationsverständnis der beiden ausführenden Kantorentöchter Perl und Schornsheim sei "schwesterlich Hand in Hand" gegangen, so obstinat drängt sich der zuweilen unreine Ton ihrer Viola da Gamba in den Vordergrund. Das Allegro der c-Moll-Sonate BWV 526 kann aufgrund des leiernden Charakters der Gambe fast nur als Karikatur einer Studioproduktion angesehen werden (in der man mehr Perfektion erwartet). Man muss schon ein großer Gambenfreund sein, um hierbei nicht an Migräne zu denken. Ein dezenter Einsatz der Laute (bei BWV 525, 527, 530) sorgt für Freizügigkeit und barockes Flair. Dennoch bleibt das Ergebnis ein kulinarisches Pasticcio für Fortgeschrittene. Die erhabene und zugleich traumhaft verklärende Wirkung, die man mit denselben Stücken auf der Orgel erzielt, darf man hier nicht erwarten.

Robert Fraunholzer, 19.09.2009


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