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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Peter Iljitsch Tschaikowski

Sinfonie Nr. 5, Hamlet-Ouvertüre

City of Birmingham Symphony Orchestra, Andris Nelsons

Orfeo C 780 091 A

Wenn man Andris Nelsons' Kommentar zu Tschaikowski und dessen Fünfter Sinfonie von 1888 liest, dann wird einem etwas mulmig zumute: so bedeutungsschwanger von drohenden Schicksalsschlägen, existentiellen Fragen und verborgensten persönlichen Botschaften scheint dem jungen Letten jeder Takt (obwohl sich Tschaikowskis Seelenlage gegenüber der Vierten doch erheblich aufgehellt hatte), dass man sich kaum traut, das Gesagte mit Nelsons' Aufnahme zu konfrontieren. Gottlob wird schnell klar, dass der neue, 2008 gekürte Chef des CBSO zunächst einmal ein höchst versierter Orchesterleiter ist, trotz seiner gerade mal 31 Lenze. Wie der Meisterschüler von Mariss Jansons schattierungsreichste Klangteppiche knüpft (zu bestaunen in den Andante-Einleitungen der ersten beiden Sätze), wie er den Bläsern wunderbarste Legati entlockt (kaum je wurde die berühmte Hornmelodie und ihr Gegenthema der Oboe im Andante cantabile so innig und gleichzeitig so präzise dialogisierend präsentiert), und wie er behutsamst agogische Rückungen und kleinste Dynamik-Schwellungen einsetzt: Das alles zeugt von einer selten frühen Meisterschaft der Partiturdurchleuchtung – und einem Charisma, dem die exquisiten Birminghamer Musiker offensichtlich willig folgen. Bei aller Klangsinnlichkeit legt Nelsons keinen extremen, emotional überquellenden Tschaikowski frei, sondern einen kunstvoll disponierenden "klassischer" Provenienz. Ob diese Lesart auch den beiden benachbarten Sinfonien gut tut, wird sich zeigen. Sicherlich aber profitiert die so oft martialisch angegangene Fünfte davon und vor allem auch die zeitgleich entstandene Hamlet-Ouvertüre. Es muss ja nicht gleich bei jeder Note um Sein oder Nicht-Sein gehen.

Christoph Braun, 19.09.2009


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