EMI Classics 216 5879
(106 Min., 2000) 1 DVD
Cecilia Bartoli ist ein Naturereignis, ein stets busenbebender Vulkan. Und kündigen sich auch die wohl höllischsten Koloraturketten an, die ein italienischer Barockkomponist jemals zu Papier bringen konnte, dann reißt sie ihre riesigen Augen noch mehr auf, geht in Hab-Acht-Stellung und legt los. Jede Bartoli-Show steht damit nicht nur im Zeichen der Kunst. Die Italienerin weiß, wie sie mit ihren artistischen Möglichkeiten und ganz ohne Netz und doppelten Boden die Massen einfängt und überwältigt. So geschehen im Jahr 2000 im Pariser Théâtre des Champs-Élysées, als die Bartoli "Viva Vivaldi" ausrief. Zur Seite hatte sie dabei wie gewohnt mit Il Giardino Armonico ein Ensemble, das ja in seinem musikhistorischen Zugriff nicht unbedingt als schüchtern gilt. Aber als man der Bartoli Momente des Durchatmens gönnte, um sich zwei Konzerten für Flöte bzw. Laute zu widmen, verlor der Abend doch schnell wieder an Spannung. Zumal die Truppe um Giovanni Antonini auch visuell nicht viel hermacht.
Frisch aufgezogen, wie ehemals Offenbachs Olympia, setzte die Bartoli sodann aus dem Stand heraus ihren Schnelldurchlauf durch Vivaldi-Opern und -Oratorien fort. Mit einer Rasanz in der Gurgel und mit einem empfindsamen Mienenspiel in den langsamen Arien, die eigentlich keinen kalt lassen konnten. Dennoch ist man schnell übersättigt. Von einer durchgehend makellos dargebotenen, aber irgendwie konfektioniert wirkenden Zauberkraft der Musik. Und da es anscheinend selbst unter den Produzenten inzwischen eine weitverbreitete Meinung ist, dass erst Cecilia Bartoli zählt und dann das Werk, hat man wohl deswegen auch auf ein Booklet mit den durchaus wünschenswerten Programmdetails verzichtet.
Guido Fischer, 10.10.2009
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