Der Dialog ist die intimste Gesprächsform, Geschwätzigkeit läuft ihm zuwider, und bloße Rhetorik entlarvt sich alsbald als solche. Doch wenn zwei sich etwas zu sagen haben, stellt sich eine Magie der Kommunikation ein, bei der den zuhörenden Dritten oft nahezu ein Gefühl der Scham beschleicht, als habe er ungewollt etwas ganz Wertvolles dem Schutz der Zweisamkeit entrissen. Großem Duospiel im Jazz wohnt etwas von dieser Magie inne. Der 74-jährige Bassist Gary Peacock und der 61-jährige Pianist Marc Copland bilden ein Traumduo in diesem Sinne. Der Titel ihres neuerlichen Duoprojekts weist schon auf den intimen Charakter ihrer Dialoge hin. Auf dem Cover firmiert Gary Peacock als Erster, und das signalisiert, dass diesmal eher er, der Virtuose der Abgeklärtheit, der Gesprächsuchende ist. Doch diese Rollenverschiebung ist angesichts des tiefen gegenseitigen Verständnisses der Partner von subtiler Natur, denn Copland, der Meister der harmonischen Sophistication und der Entschleunigung, war auch bisher schon ein intensiver Zuhörer, der mit größter Aufmerksamkeit den altersweisen Erfahrungen seines Partners lauschte und sie sich dialogisch rückversichernd anverwandelte. Auf Insight vollzieht sich dieser intime Prozess über ein spannendes Programm aus zwei Titeln des Kind-of-Blue-Repertoires, drei weiteren Standards und acht Originals – und trotz einer zweijährigen Unterbrechung hat sich dieser Dialog zu einem stimmigen, zutiefst beglückenden Gespräch gerundet.
Thomas Fitterling, 21.11.2009
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