Erato/Warner Classics 3984-21631-2
(148 Min., 5/1997) 2 CDs
Für die einen unvorstellbar, für andere vielleicht wunderbar: In Benjamin Brittens Oper "Billy Budd" spielt keine einzige Frau mit! Wurde deshalb das 1951 uraufgeführte Werk nie so populär wie Brittens genialer "Peter Grimes"? An der Musik jedenfalls kann es nicht liegen: Ein Mehr an packender Dramatik und psychologisch schlüssiger Charakterisierung der Figuren ist nicht vorstellbar.
Es ist eher das durchweg düstere Sujet, das "Billy Budd" nie zum Publikumsliebling hat werden lassen. Die Geschichte spielt Ende des 18. Jahrhunderts auf einem englischen Schiff. Budd, ein herzensguter junger Seemann, ist bei allen beliebt; der misanthropische Offizier Claggart jedoch hasst ihn und intrigiert gegen ihn. Von Kapitän Vere zur Rede gestellt, weiß Billy sich nicht zu verteidigen und erschlägt Claggart im Affekt. Obwohl Vere weiß, dass der Junge im Grunde unschuldig ist, hilft er ihm nicht: Billy muss hängen.
Zwei von Brittens bevorzugten Themen treffen hier zusammen: die Zerstörung der Unschuld (Billy) durch das Böse (Claggart) und der Konflikt zwischen Zuneigung und Pflicht, dargestellt an Kapitän Vere. Die gezielten Attacken Claggarts gegen Billy verdichten sich gemeinsam mit der klaustrophobischen Atmosphäre auf dem Schiffsdeck zu einer auswegslosen Tragödie, die sich konsequent zur finalen Katastrophe hin entwickelt. Musikalisch wird die fatalistische Grundstimmung lediglich durch einige Seemanns-Shanties aufgehellt.
Ursprünglich hatte "Billy Budd" vier Akte; später stellte Britten eine komprimierte zweiaktige Fassung her. Nagano lässt jedoch erstmalig wieder die vieraktige Version spielen, die hier ihre Premiere auf CD erlebt. Orchester und Chor sind hervorragend disponiert, der Klang ist vorbildlich dynamisch und transparent. Lediglich mit den beiden Hauptdarstellern vermag ich mich nicht so recht anzufreunden: Hampson klingt, bei aller Stimmstärke und -schönheit, ein wenig zu weltmännisch-routiniert für den jugendlich unschuldigen Billy, und Rolfe Johnson gelingt es nicht, den inneren Zwiespalt Veres überzeugend darzustellen. An der außergewöhnlichen Qualität der Veröffentlichung ändert dies jedoch wenig.
Thomas Schulz, 28.02.1998
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