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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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If (Blue) Then (Blue)

Heinz Sauer

ACT/Edel 0094932ACT
(54 Min., 8/2009) 1 CD

Als vor fast einem halben Jahrhundert der Saxofonist Heinz Sauer im pianolosen Albert-Mangelsdorff-Quintett seine Lesart von John Coltrane formulierte, schien mit dieser expressiven Freiheit die vertikale Strukturgestaltung eines Klaviers wenig verträglich. Doch welch ein Irrtum, seine Zusammenarbeit mit dem Pianisten Bob Degen in den Siebzigerjahren erwies sich als eine Offenbarung. Im Dialog und Kontrast mit dem polyfonen Tasteninstrument trat eine tiefe Sensibilität für raffinierte harmonische Schönheit in Sauers Spiel zutage. Jetzt im 50. Jahr des Jazzklassikers "Kind of Blue" hatte ACT-Chef Siggi Loch die Idee, Sauer im Wechsel mit dessen derzeitigem Lieblingspianisten, dem 31-jährigen Romantiker Michael Wollny und mit Joachim Kühn, dem pianistischen Urgestein der Free-Jazz-Avantgarde, Reflexionen und Reaktionen auf den epochalen Miles-Davis-Klassiker entwickeln zu lassen. 16 Miniaturen sind so entstanden, die Toningenieur Adrian von Ripka kongenial eingefangen hat. Vier Titel des legendären Albums sind darunter und zwei Ellington-Kompositionen. Das schlafwandlerische Verständnis von Sauer und Wollny, zwischen dem Rhapsoden der Expression und dem Rhapsoden der romantischen Reduktion, verzaubert mit einer mutigen, fast verletzlichen Zärtlichkeit. Joachim Kühn, sonst oft ein Sturm-und-Drang-Energetiker der überschwänglichen Tontraubenschichtung, ist darob so berührt, dass man ihn mit seltener Zurückhaltung und dafür mit umso größerer harmonischer Tiefgründigkeit musizieren hört. Und so formuliert mit ihm, dem 65-Jährigen, der bald 78-jährige Sauer abgeklärte Reflexionen der Altersweisheit mit gelegentlich selbstironischem Augenzwinkern. Die Stücke sind in der Reihenfolge ihres Entstehens angeordnet, bei der sich die Pianisten in unregelmäßiger Folge abwechseln. Daraus ergibt sich eine aufregende Hörerfahrung – und ein großartiges Dokument der Duo-Kunst und ein ebensolches Zeugnis von Heinz Sauer als einem absoluten Saxofon-Titan.

Thomas Fitterling, 09.01.2010


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