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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Pablo de Sarasate

Diverse Werke

Gil Shaham, Adele Anthony, Akira Eguchi, Orquesta Sinfónica de Castilla y León, Alejandro Posada

Canary Classics/Naxos CC 07
(76 Min., 11/2008) 1 CD

Kurz vor seinem Tod 1908 hat Pablo de Sarasate einige Aufnahmen gemacht. Sie geben nur ein trübes Bild von dem, wie er in seiner besten Zeit gespielt haben muss: ein wenig so wie Gil Shaham vermutlich. Technische Makellosigkeit ist das eine. Das andere ist die vielfach bezeugte Leichtigkeit des Spiels und die Eleganz eines Tons frei von aller Rauheit. Dass eine Geige nur klingt, weil auf ihren Saiten ein mit Harz bestrichener Bogen reibt: bei Sarasate war davon nichts mehr zu hören – und auch Gil Shaham setzt solche Naturgesetze außer Kraft.
Es ist wirklich ein Kunststück, Werke wie die Carmen-Fantasie so zu spielen wie Gil Shaham – so, dass es authentisch klingt und doch nicht peinlich, dass es funkelt, aber nicht blendet. Denn natürlich ist die Uhr für solche Musik eigentlich abgelaufen. Shaham kümmert's nicht, auch er ist schließlich old-fashioned, kein moderner Multi-Stilist, sondern ganz alte Schule. Seine Schnelligkeit und Schlackenfreiheit, die Leichtigkeit und Eleganz seiner Bewegungen, die blitzsaubere Intonation erinnern an Jascha Heifetz und an eben das, was über Sarasate berichtet wird. Sehr eigen aber ist Shahams weiter dynamischer, ja emotionaler Aktionsradius: laut und leise bei ihm sind lauter und leiser als man es meist gewohnt ist, seine Flageoletts sind gravitationsfrei, immateriell der Ton im pianissimo, und wenn auch sein Forte nie kratzt oder aggressiv klingt, so hat es doch ein ganz entschieden schweres Gewicht.
Wer an der Seite eines solchen Geigers selbst Geige spielen muss, ist nicht zu beneiden: So tut einem Adele Anthony schon ein wenig leid – sie hat Gil Shaham sogar geheiratet und löst nun im Sarasate-Album ihren Mann als Solistin hin und wieder ab. Anthony macht ihre Sache durchaus gut, doch gut ist in diesem Fall wirklich nicht gut genug. Auch der Rest der Mannschaft verblasst wie selbstverständlich in Shahams Schatten: die tüchtige Begleiterin Akira Eguchi am Flügel und auch das Orquesta Sinfónica de Castilla y León unter Alejandro Posada. Ihnen allerdings hat Sarasate eh nur eine Statistenrolle zugedacht. Das Universum des Spaniers kannte nur ein Zentrum: darin stand er selbst, Pablo de Sarasate, und darin steht nun Gil Shaham.

Raoul Mörchen, 30.01.2010


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