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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Johannes Brahms, Robert Schumann

Lieder, Dichterliebe

Simon Keenlyside, Malcolm Martineau

Sony Classical 88697-56689-2
(76 Min., 4/2009) 1 CD



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Franz Schubert, Hugo Wolf, Gabriel Fauré, Maurice Ravel

Lieder

Simon Keenlyside, Malcolm Martineau

Wigmore Hall/Codaex WHLIVE 0031
(74 Min., 10/2008) 1 CD



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Der englische Bariton Simon Keenlyside galt lange Zeit eher als Geheimtipp: Nur passionierte Opern- und Konzerttouristen konnten seinen beachtlichen Werdegang gut verfolgen, indem sie ihm auf seiner endlosen Reise durch die europäischen Kulturzentren folgten – auf CDs nämlich war Keenlyside nicht übermäßig präsent. Sein Bekanntheitsgrad erhöhte sich dann schlagartig im Sommer 2007 durch ein aufwendig beworbenes Operetten-Programm mit Angelika Kirchschlager als Duettpartnerin, das auch auf CD erschien. Und mit den vorliegenden beiden CDs macht sich der im August 2009 50 gewordene Keenlyside nun auch als Liedersänger – das Lied ist neben der Oper sein zweites großes Interessensgebiet – einem breiteren Publikum bekannt.
Zu loben ist durchweg Keenlysides Umgang mit den gesungenen Sprachen: Sein Deutsch ist phonetisch wie auch in puncto Ausdruck fast immer brillant (in der "Dichterliebe" allerdings sticht lustigerweise gerade seine skurrile Aussprache des Städtenamens "Köööln" hervor), obwohl er diese Sprache nicht wirklich fließend spricht. Und auch sein Französisch wird, soweit der Rezensent das beurteilen kann, durchaus hohen Ansprüchen gerecht. Interpretatorisch geht Keenlyside auf dieser Basis sehr detailliert vor: In der Miniatur "Wenn ich in deine Auge seh'" aus der "Dichterliebe" etwa nimmt er sich viel Zeit zur minutiösen Ausgestaltung der emotionalen Wende am Schluss ("so muss ich weinen bitterlich"), in Wolfs "Der Knabe und das Immlein" (auf der Wigmore-Hall-CD) genießt er hörbar den kreativen Umgang mit der kongenial Musik gewordenen Poesie Wolfs und Mörikes. Stimmlich präsentiert Keenlyside sich grundsätzlich in guter Verfassung: Sein umfangreiches Baritonmaterial erfreut vor allem durch viril-kernige Direktheit im Klang. Ein hohes A stellt für ihn, wie er in "Ich grolle nicht" demonstriert, nicht das geringste Problem dar – wenngleich er im Live-Rezital in Faurés "Notre amour" auf ebenjenes A verzichtet und den Alternativ-Spitzenton G wählt. Probleme gibt es bei Keenlyside eigentlich nur in einem (allerdings gewichtigen) Punkt: Beim Übergang von kräftiger Stimmgebung zu Mezzopiano- und Pianopassagen passieren ihm häufig Unfälle in Sachen Intonation, die eigenartigerweise auch auf der im Studio produzierten CD nicht korrigiert wurden. Man höre diesbezüglich etwa "Nachtigallen schwingen" von Brahms. Auch gerät ihm – dies wiederum mehr in der Live-Situation – das Piano etwa blass und stumpf, was besonders in der Wolf-Gruppe zu bemerken ist. Eigenartig, denn andernorts glänzt er mit einer perfekt positionierten Voix mixte.

Michael Wersin, 27.02.2010




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