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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johannes Brahms

Sonaten op. 1 u. 2, Scherzo es-Moll op. 4

Tilman Krämer

Coviello Classics/Note 1 COV 50913
(72 Min., 9/2008) 1 CD

Im Jahre 2006 legte Tilman Krämer beim Label Venus Music eine Brahms-CD namens "Das frühe Klavierwerk Teil 1" vor. Er hat beim selben Label auch diverse andere Titel präsentiert. Nun scheint ein Wechsel stattgefunden zu haben: Krämers neue Brahms-CD, die konzeptionell genau zu jenem erwähnten "Teil 1" passt (jene enthält eine, diese nun die anderen beiden Klaviersonaten des jungen Brahms), erscheint unter neuer Flagge bei Coviello Classics, ohne freilich als "Teil 2" deklariert zu sein, ganz eigenständig gewissermaßen.
Und sehr eigenständig ist auch die hier zu erlebende Interpretationsleistung: Hatte der Rezensent anlässlich Krämers erster CD dessen im Vergleich zu Julius Katchens berühmten Interpretationen zahmeren, weniger dem orchestralen Streben des jungen Brahms gerecht werdenden Ansatz Krämers moniert, so sei an dieser Stelle zunächst einmal Krämers hervorragendes spieltechnisches Können gelobt: Mit fulminanter Brillanz bewältigt der Pianist die zahlreichen sperrigen, vollgriffigen, Kraft fordernden Passagen und schafft es dabei, einerseits die kompakte Wuchtigkeit des Satzes zur Geltung zu bringen, andererseits aber auch dessen melodisches Potenzial stets genau im Blick zu behalten. Und faszinierend dicht sowie höchst sanglich gelingen Krämer auch die langsamen Sätze der beiden Sonaten Nr. 1 und 2 in all ihren Stimmungsnuancen von melancholischer, bisweilen dunkler Verhaltenheit mit kurzzeitig drohenden Untertönen bis hin zum gequälten Aufseufzen oder gar zum schmerzlichen Aufschrei. Gerade in diesen langsamen Sätzen, so vermeint der Hörer zu erkennen, liegen die Nerven des ebenso verschlossenen wie sensiblen jungen Brahms blank, und es ist ein atemberaubendes Erlebnis, der musikgewordenen Sublimation solcher Befindlichkeiten in einer so engagierten Nachschöpfung wie derjenigen Tilman Krämers zu lauschen.

Michael Wersin, 03.04.2010


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