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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Carl Reinecke

Klaviertrios mit Bläsern u.a.

Éric Le Sage, Paul Meyer, Bruno Schneider, François Leleux, Antoine Tamestit

RCA/Sony 88697 60721-2
(68 Min., 9/2006)

Carl Reinecke war ein Protegé von Felix Mendelssohn Bartholdy, befreundet mit Schumann und Brahms – aber in diesem Bermuda-Dreieck der deutschen Hochromantik ging sein Name nahezu klanglos unter. Deshalb ist es schon eine kleine Sensation, dass auf einem großen Label fünf französische und Schweizer Spitzenkräfte sich dem Kammermusiker Reinecke widmen, seinen späten Klaviertrios mit Bläsern. Deren Form mag solide-konservativ sein (Reinecke über Reinecke: "Ich würde nicht dagegen opponieren, wenn man mich einen Epigonen nennt"), deren Reiz aber in ihrer klangfarblichen Mischung liegt. Auch Schumann hat zwar Klaviertrios mit der Klarinette statt der Geige komponiert und Kammermusik mit Waldhorn – aber keine mit Oboe oder Klarinette plus Horn. Nur im Opus 264 tritt hier zur Klarinette die Viola – und erreicht wieder eine neue Farbmischung: die schillernd-dunkle von Tannenhonig.
Erstaunlicherweise passt dazu die schlankere Ästhetik des französischen Bläserstils besser als der pastose Klang der deutschen Mühlfeld-Tradition, satztechnische Kostbarkeiten werden so transparenter, Verlaufslinien plastischer, ohne dass der Farbenreichtum darunter litte. Da alle fünf Instrumentalisten einander ebenbürtig sind (und die Aufnahmetechnik sie sehr natürlich eingefangen hat), kann man sich ganz Reineckes Farbenlehre ausliefern: den subtilen Lichtveränderungen zwischen Waldhorn und Viola etwa, nicht wie bei Schumann oft (der besseren Verkaufbarkeit wegen) durch andere Streich- oder Blasinstrumente ersetzbar, sondern im Charakter dieser Musik fest verankert, man könnte sagen: Farbe als Form. Carl Reinecke hatte am 10. März dieses Jahres 100. Todestag, aber während Chopin, Schumann und Mahler im Radio und Konzert allenthalben geehrt werden, nahm von Reinecke kaum einer Notiz. Bis zu dieser hervorragenden Veröffentlichung!

Thomas Rübenacker, 24.04.2010


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