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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Francesco Rasi, Marco Uccellini, Stefano Landi, Luigi Rossi, u. a.

Il canto d'Orfeo

Claire Lefilliâtre, Jan Van Elsacker, Il Trionfo del Tempo

Et'Cetera/Codaex KTC 4030
(57 Min., 12/2008)

An Verbeugungen vor dem Sänger aller Sänger herrscht kein Mangel, seit 1607 Monteverdi das Weh und Ach seines Orfeo in aller Öffentlichkeit ausgebreitet hatte. Doch nicht nur auf der Opernbühne erlebte dieser Mythos einen wahren Boom, sondern auch bei den Komponisten, die eher auf das Madrigal oder das kammermusikalische Schauspiel abonniert waren. Das Programm von "Il canto d'Orfeo" ist nun aber mehr als nur ein repräsentativer Querschnitt durch die italienische Orfeo-Rezeption des frühen 17. Jahrhunderts. Mit dem Alte-Musik-Ensemble Il Trionfo del Tempo sowie den beiden Sängern Claire Lefilliâtre und Jan Van Elsacker hat sich ein Team zusammengetan, das viele der Raritäten als absolute Meisterwerke rehabilitiert. Da erzählt ein gewisser Giovanni Maria Nanino sanft und edel von dem Tierflüsterer Orpheus. Trauertrunken und schmerzverzehrt darf er dann bei Luigi Rossi oder bei Marco Uccellini in erschütternden Liebesmonologen versinken.
Diese Kostbarkeiten verfehlen jedoch schon deswegen nicht ihre Wirkung, weil gerade die Solisten sich in jenen Regionen befinden, in die selbst prominentere Spezialisten kaum gelangen. Sopranistin Claire Lefilliâtre, die ansonsten ihren festen Platz in Vincent Dumestres Ensemble Le Poème Harmonique hat, macht mit ihrem magisch-dunklen Melos einmal mehr ihrem Ruf als Maria Callas der Barockmusik alle Ehre (hier ist sie mal Euridice, mal Nymphe). Und der gleichermaßen mit Dumestre wie auch u. a. mit L'Arpeggiata zusammenarbeitende Tenor Jan Van Elsacker beherrscht von schmachtender Eleganz bis zum herzerbebenden Zittern die gesamte Ausdrucksskala in diesen wertvollen Arien und Canzonen. Die Musiker von Il Trionfo del Tempo sind dabei weniger treue Begleiter als vielmehr plastisch zupackende Energiespender. Und wenn zwischendurch Instrumentalwerke etwa von Tarquino Merula eingestreut werden, ist man einfach verblüfft über die rhythmisch moderne Kraft, mit der man vor vielen Jahrhunderten das Fundament für den Jazz bereitete.

Guido Fischer, 05.06.2010


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