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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Push

Jacky Terrasson

Concord/Universal 7231640
(56 Min., 9/2009)

Nach zehn CDs für Blue Note hat das Klavier-Naturereignis Jacky Terrasson den Arbeitgeber gewechselt und spielt jetzt für Concord. Und wie das so ist bei beruflichen Veränderungen: Man möchte den neuen Chefs gerne zeigen, was man alles so drauf hat. Das ist bei Terrasson, der sich mit neuem Trio (den nicht miteinander verwandten Ben und Jamire Williams an Bass und Schlagzeug) präsentiert, freilich eine ganze Menge. In der Brust des in Berlin geborenen, in Paris aufgewachsenen und in New York lebenden Franko-Amerikaners wohnen verschiedene Seelen. Da wäre etwa der Virtuose, der einem mit "Beat Bop" eine wahnwitzige Bebop-House-Nummer um die Ohren haut, dass man nicht mehr weiß, wo oben und unten ist.
Aber Terrasson ist auch ein Traditionalist, der sich vor der swingenden Jazzgeschichte zu verbeugen weiß. Er tut es auf makellose Weise mit Standards wie "Round Midnight" oder "You’d Be So Nice to Come Home to". Aber wirklich bemerkenswert wird es, wenn er den Klassikern mit gewitzten Überraschungseffekten zu Leibe rückt. "Ruby My Dear" (mit Gregoire Maret an der Mundharmonika) huldigt beispielsweise nicht in erster Linie Thelonious Monk, sondern durch die an "Blue in Green" erinnernde Spielweise Bill Evans sowie natürlich Herbie Hancock mit Zitaten aus "Maiden Voyage" und "Butterfly".
Ästhetisch nicht unbedingt zwingend bringt Terrasson auch Michael Jacksons "Beat It" mit dem Real Book in Kontakt. Dass der Pianist sich "Body and Soul" ausgewählt hat, zeugt allerdings inhaltlich von einem guten Gespür. Was würde besser passen zu dem Pop-König, dessen Körper und Seele nicht wirklich im besten Verhältnis zueinander standen? Terrasson zeigt auf "Push" auch eine gänzlich neue Seite. Viele seiner neuen Kompositionen sind von entspannten, afrokaribisch anmutenden Grooves durchwirkt. So frei fühlt sich der Pianist, dass er bei zwei Gelegenheiten sogar ein wenig singt, ohne Anspruch, nur aus Laune. Bei so einem Einstand muss man sich um die berufliche Zukunft ja auch erst mal keine Sorgen mehr machen.

Josef Engels, 19.06.2010


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