naive/Indigo V 5241
(99 Min., 6/2010) 2 CDs
Kein Zweifel, sie liebt das Randständige, wandelt gerne auf den Seitenpfaden der Musikgeschichte, neugierig, wie sie ist. Oper und klassisches Lied, schön und gut, aber damit gibt sich Anne Sofie von Otter schon lange kaum mehr zufrieden. Nach Ausflügen in den Pop-Blues (mit Elvis Costello) und in die durch Kunst aufgehellte Düsternis des Konzentrationslagers Theresienstadt hat die schwedische Mezzosopranistin nun nicht nur das Plattenlabel gewechselt (es heißt, bei der Grammophon habe man weitere Extravaganzen in der Programmwahl nicht dulden wollen), sondern unternimmt gemeinsam mit Brad Mehldau eine Reise weg von der Opernbühne, hin zu den Gefilden des Jazz und Chansons. Lauter Liebeslieder sind auf dieser Aufnahme verewigt, und wenn man will, kann man sich in den Sessel zurückfallen lassen und genießen. Heimelig plätschert das Klavierwasser in Mehldaus titelgebenden "Love Songs" auf uns hernieder, und dazu erklingt die leicht metallisch gefärbte, idiomatisch durchaus überzeugende Stimme der Verseflüsterin Anne Sofie von Otter. Seltsam, aber diese Musik lässt einen nahezu unberührt. Tiefsinniger gerät der zweite Teil des Projekts mit Chansons und Lieder unter anderem von Joni Mitchell, Jacques Brel, Michel Legrand und Léo Ferré. Otters samtener, dunkel timbrierter Mezzo zeigt erst hier (und insbesondere in den französischen Chansons), welch suggestive Kraft ihm innewohnt, welch elaborierte Eloquenz und gestalterische Energien diese vielseitige Künstlerin zu entfesseln vermag: ganz leise, ganz intim – und irisierend intensiv.
Jürgen Otten, 30.10.2010
Diese CD können Sie kaufen bei:
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Auf Anregung seines Lehrers Carl Friedrich Zelter schrieb der blutjunge Felix Mendelssohn Bartholdy im Alter von 12 bis 14 Jahren zwölf Streichersinfonien im Zeitraum von 1821 bis 1823. Diese Werke bildeten sein Übungs- und Experimentierterrain für den musikalischen Satz, die Instrumentation und die sinfonische Form. Mendelssohn überschrieb die Stücke, die er mal mit drei und mal mit vier Sätzen gestaltete, wechselweise mit „Sinfonia“ oder „Sonata“. In ihnen fand die […] mehr