Schon die ersten Akkorde klingen anders als bei herkömmlichen Jazz-Aufnahmen, und dies entspricht dem Konzept von Hubert Nuss. Denn der Kölner Pianist orientiert sich weniger an den gängigen Jazzskalen. Für ihn sind die Modi, die Olivier Messiaen entwickelt hat, wesentlich wichtigere Bezugspunkte. Sie verleihen seinem Klavierspiel eine eigenwillig schwebende Atmosphäre, die stets nach Fortentwicklung drängt und doch in jedem Moment ihre eigene Schönheit entfaltet. Der Schlagzeuger John Riley unterstützt diese Atmosphäre mit weit über das Markieren eines Beats hinausreichenden, ebenfalls auf den weiträumigen Gedankenfluss angelegten Rhythmen, und der Bassist John Goldsby mit federnden, dunklen Bassakzenten, deren sanftes Pulsieren auch auf permanentes Fortentwickeln angelegt ist. Dieses Trio verzaubert mit Klangschattierungen, in denen sich Härte und Nüchternheit mit hellem Funkeln verbinden und Melancholie und Anlehnung mit nimmermüder Energie. In einer perfekten Mischung aus Planung und Improvisation entsteht ein feines Gespinst der Interaktion, das diese Gegensätze in sich bewahrt und sie gleichzeitig aufhebt. Dabei bewährt sich, dass dieses Trio seit 1997 regelmäßig auftritt. Diese Kontinuität erklärt das traumwandlerisch sichere Verständnis der Drei. Mit dem "Book Of Colours" gelang ihnen ein Meisterwerk des europäischen Jazz.
Werner Stiefele, 06.11.2010
Diese CD können Sie kaufen bei:
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.