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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Antonín Dvořák, Robert Schumann, Aribert Reimann, Franz Schubert

Streichsextett, Fantasiestücke, Solo u.a., Oktette

Christian Tetzlaff, Jörg Widmann, Lars Vogt, Steven Osborne, Dag Jensen, Isabelle van Keulen, Carolin Widmann, Gustav Rivinius u.a.

Avi/harmonia mundi 8553207/Avi/harmonia mundi 8553209
(80 Min., 6/2009) 1/2 CDs

Fernab der hochdotierten Mainstream-Festivals tut sich im Eifelstädtchen Heimbach seit 1998 Wundersames. Sobald Pianist Lars Vogt das Programm für sein "Spannungen"-Festival veröffentlicht, sind die Konzerte im Nu ausverkauft. Und nicht etwa weil die Pollinis und Mutters hier gastieren würden. Für jeden Jahrgang gewinnt Vogt ausschließlich namhafte Musikerfreunde, die sich Zeit und Muße für kammermusikalische Gespräche nehmen. Und wie nur noch bei Gidon Kremers Lockenhaus-Festival formieren sich dafür oftmals allein für einen Abend Ensembles, denen danach CD-Firmen eigentlich sofort einen Mehrjahres-Vertrag anbieten müssten. Glücklicherweise laufen seit Jahr und Tag die Aufnahmemaschinen mit, um die exklusiven Begegnungen für die Ewigkeit festzuhalten. So wie bei den "Spannungen 2009", bei denen das befruchtende Erbe der Hochromantik mit ihrem schwärmerischen und volksliedhaften Ton im Mittelpunkt stand.
Und weil das 19. Jahrhundert eines Schubert und Schumann gerade in der Person Jörg Widmanns weiterpocht, ist der Klarinettist und Komponist auf den beiden Veröffentlichungen allgegenwärtig. Nach einer eindringlichen wie technisch sattelfesten Aufführung von Dvořáks Streichsextett in einer Allstar-Besetzung um Geiger Christian Tetzlaff widmete sich Widmann gleich zwei Mal Schumanns "Fantasiestücken". Zunächst in der Originalfassung für Klarinette und Klavier sowie in einem Quintett-Arrangement von Aribert Reimann. Und jedes Mal strömt aus Widmanns Klarinette ein verlockendes Melos, dem der Hörer nur staunend folgen kann. In Aribert Reimanns "Solo" verbündet sich dagegen postromantisches Flair mit quirliger Modernität. Noch intensiver aber ist Widmann in seinem Oktett auf Tuchfühlung zu einem seiner erklärten Vorbilder gegangen: zu Franz Schubert und seinem Oktett. Präsentiert sich Widmanns Oktett zunächst so gar nicht als zeitgenössische Fortschreibung des Spätwerks von Schubert, mit der aufgegriffenen Heiterkeit und Innigkeit, mutiert das fünfsätzige Werk spätestens ab dem dritten Satz zu einem Schubert'schen Traum- und Leidensbild anno 2009. Und spätestens bei der Gegenüberstellung beider Werke stellt sich ein gemeinsamer Ton ein, der nichts Anderem nachspüren will als menschlichen Extremsituationen.

Guido Fischer, 13.11.2010


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