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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Franz von Suppé

Missa Dalmatica

Roman Sadnik, Martin Achrainer, Bernhard Spingler, Concentus Choir Bruneck, Adriano Martinolly d'Arcy

SoloVoce/harmonia mundi SV 8553208
(51 Min., 6/2010)

Den meisten Hörern ist Franz von Suppé heute nur noch als Operetten-, oder besser: als Operettenouvertürenkomponist bekannt. Eine vergessene Messe aus seiner Feder muss neugierig machen – zumal es sich um eine Liebeserklärung an die Zeit seiner Jugend handelt, die Suppé im heimatlichen Dalmatien verbrachte. Suppé hatte die Messe mit 14 Jahren zu komponieren begonnen; vierzig Jahre später gerieten ihm Teile des Jugendwerks wieder in die Hände und er beschloss, das Werk mit dem Wissen des erfahrenen, erfolgreichen Komponisten neu zu bearbeiten. Einige Zeit lang war das für Männerchor und Orgel gesetzte Stück recht populär, dann verschwand es in der Versenkung und wurde erst kürzlich wieder neu herausgegeben. Eine erneute Renaissance scheint durchaus möglich, denn die Messe ist besetzungstechnisch wie musikalisch dankbar. Man hört dem Stück an, dass Franz von Suppé neben der Kirche auch die italienische wie deutsche Oper fleißig besuchte; gleichzeitig bewahrt ihn sein Sinn für volksmusikalische Schlichtheit vor Oberflächlichkeit. Die Interpreten (gestandene Opernsänger sowie die Männer des Stadtpfarrchors von Bruneck in Südtirol) vermitteln etwas von dem naiven Ernst und der ungefilterten Freude am Effekt, mit der das Werk zu K.u.k-Zeiten wohl aufgeführt wurde. Man meint zu sehen, wie sich Schärpen und Ordensbänder stolz über den sonor und durchaus rein tönenden Bäuchen straffen und man spürt, dass Piano und Forte, Crescendo- und Decrescendogabeln in den Chorpartituren sauber unterstrichen, ja womöglich sogar rot eingekreist sind. Nur bei wenigen schnelleren Figurationen meint man auch Schweißperlen auf den Stirnen der Sänger zu erblicken. Dass die Solisten und besonders Solotenor Roman Sadnik in der Höhe bisweilen mit allzu männlicher Kraft singen, trübt leider den Charme dieser sonst sympathischen, weil beseelten Aufnahme.

Carsten Niemann, 15.01.2011


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