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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Alban Berg, Karl Amadeus Hartmann

Lieder, Lamento

Juliane Banse, Aleksandar Madžar

ECM/Universal 476 3848
(49 Min., 3/2009)

Was für eine Verwandlung. 1907 vertonte der 22-jährige Alban Berg das Storm-Gedicht "Schließe mir die Augen beide" in einem spätromantisch volksliedhaften Ton. Obwohl Berg da bereits seit drei Jahren bei Schönberg studiert hatte. 1926 griff er dann noch einmal zur Storm-Vorlage. Und diesmal machte Berg aus den sehnsuchtsvoll-schmerzhaften Zeilen ein zwölftönig durchkomponiertes Liedkonzentrat. Größer kann der Kontrast dementsprechend bei einem Liederprogramm nicht sein, das Alban Berg zum Schwerpunkt hat. Obwohl aber von Berg insgesamt 19 frühe Lieder zu hören sind, die das Erbe des 19. Jahrhunderts in sich tragen, ist der Schnitt zu der 2. Fassung von "Schließe mir die Augen beide" nicht so radikal, wie man glauben möchte. Denn das Seelenumtoste, das sich wie ein roter Faden durch die Gedichte etwa von Lenau, Rilke und Altenberg zieht, übersetzte Berg da in eine schnellentflammbare, hochexpressive Klangsprache, die längst dem 20. Jahrhundert zugeneigt ist.
Tradition und Visionäres – dieses 'harmonische' Spannungsgeflecht Bergs scheint geradezu wie geschaffen für die Sopranistin Juliane Banse zu sein. Suggestiver Überschwang und beklemmende Enge, anmutige Idylle und bedrängende Natürlichkeit sind nur einige von Banses Ausdrucksregistern, mit denen sie diese Lieder zu packenden Abschieds- und Aufbruchsgesängen macht. In vollkommenem Einklang ist sie dabei mit dem Pianisten Aleksandar Madžar, der die Intensitätsskalen feinnervig in farbfacettenreiche Energiepartikel aufspaltet. Besonders gilt das für das "Lamento" von Karl Amadeus Hartmann. Ursprünglich 1937 im Angedenken an Alban Berg für Sopran, Chor und Klavier komponiert, überarbeitete Hartmann diese Kantate 1955 für Sopran und Klavier. Basierend auf drei Gedichten des Barock-Lyrikers Andreas Gryphius, schlägt einem in Wort und Ton eine flehende Haltung entgegen, die einen dank der beiden Musiker so schnell nicht wieder loslässt.

Guido Fischer, 22.01.2011


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