Mirare/harmonia mundi MIR 109
(58 Min., 10/2009)
Ein besonderer, ein ganz spezieller Tonfall kennzeichnet die englische Musik des 17. Jahrhunderts: Melancholie und Schwermut bestimmen allenthalben das Bild, selbst wenn es sich nicht vordergründig um 'traurige' Musik handelt. Häufig bewegen sich die Oberstimmen über einem ostinaten Bassmodell, einem 'Ground' – die enge Verwandtschaft mit dem spezielleren deutschen Lamentobass ist unübersehbar. Im kreativen Teilwiderspruch zur Melancholie stehen die häufig im Diskant eingesetzten Blockflöten, die mit ihrem hohen, silbrigen Timbre (sie klingen ja de facto immer eine Oktave höher als notiert) den Eindruck von Leichtigkeit und Helligkeit hervorrufen. Schwer und ernst ist hingegen häufig die Harmonik mit ihrer Neigung zur Dissonanzbildung. Treten Gesangsstimmen hinzu, dann thematisieren die Texte oftmals bittere Erfahrungen von Liebesleid, Trauer, Verzweiflung am Dasein.
Die Countertenöre Carlos Mena und Damien Guillon sind die vokalen Protagonisten des vorliegenden Programms, das mit John Blows wundervoller Ode anlässlich des Todes von Henry Purcell beginnt und sich dann mit Vokal- und Instrumentalmusik Purcells fortsetzt. Mena und Guillon eignen sich mit ihren fast vibratofreien, wunderbar klangschönen und im Timbre bei Bedarf leicht verhangenen Stimmen hervorragend für die Darbietung von Musik der oben beschriebenen Art. Sie bereiten dem Hörer ein warmes Bad aus tiefer, ehrlich empfundener Emotionalität. Weltschmerz ist der Hintergrund, verhaltene Freude an der Schönheit irdischer Klänge belebt das Geschehen. Philippe Pierlot und sein Ricercar Consort steuern einfühlsam und differenziert die instrumentale Ebene bei. Gemeinsam liefern die Künstler auf höchstem interpretatorischen Niveau dem Hörer eine Stunde Musik von sehr intimer und intensiver Ausdrucksstärke. Für musikalische Erlebnisse wie dieses lieben wir Purcell und seine kompetenten Interpreten.
Michael Wersin, 05.02.2011
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