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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Tomás Luis de Victoria

Requiem (1603)

La Stagione Armonica, Sergio Balestracci

Pan Classics/Note 1 PC 10235
(66 Min., 4/2002)


Tomás Luis de Victorias sechsstimmige Totenmesse, veröffentlicht im Jahre 1605, ist Teil einer großen Begräbnismusik für die 1603 verstorbene Kaiserin Maria von Spanien. Das im Zentrum stehende Requiem ist in seiner großartigen Schlichtheit ein wahrhaft eindrucksvolles Werk: Der prachtvoll sich entfaltende sechsstimmige Satz gruppiert sich um die gregorianischen Cantus firmi herum, die in den Totenmessen traditionell eine weit bedeutendere Rolle spielen als in anderen Messkompositionen der Zeit. Victoria hat außerdem Teile des Stundengebets (eine Lesung aus dem nächtlichen Matutin-Gottesdienst) und des eigentlichen Begräbnisritus' (das Responsorium "Libera me, Domine") mehrstimmig gesetzt – auch sie sind auf dieser CD zu hören. Hinzu kommen – zur Vervollständigung des Gesamtbildes – einige von Victoria nicht mehrstimmig gesetzte liturgische Gesänge: die Sequenz "Dies irae", die Lesung und das Evangelium der Messfeier, die Präfation und die Antiphon "In paradisum". Sie erklingen einstimmig gregorianisch bzw. im Lektionston.
Sergio Balestracci und sein Ensemble La Stagione Armonica vermitteln durch diese opulente Zusammenstellung mehrstimmiger und einstimmiger Gesänge einen plastischen Eindruck von der Atmosphäre jener Feierlichkeiten anlässlich des Todes der Kaiserin. Allerdings erreichen sie hinsichtlich der Qualität des mehrstimmigen Gesangs nicht annähernd die Perfektion der Tallis Scholars, die in den 80er Jahren eine Referenzaufnahme des Victoria-Requiems vorlegten. Den Sängern Balestraccis fehlt das einzigartige Leuchten und Funkeln, das die Tallis Scholars bei noch größerer Intonationsreinheit mühelos erreichen. Auch erscheint bei den Tallis Scholars der musikalische Satz weitaus klarer strukturiert: Hoch- und Tiefchoreffekte treten ein wie unterschiedliche Registrierungen einer Orgel, und das Miteinander der horizontalen Linien wirkt niemals unscharf, sondern stets konturiert und höchst präzis. Im Vergleich zu dieser Interpretationsleistung mutet die vorliegende Version gelegentlich wie ein Schattenbild an. Der einzige Vorteil bleibt darum die erwähnte Ergänzung der mehrstimmigen Musik durch gregorianische Gesänge.

Michael Wersin, 09.04.2011


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