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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Lost Heroes

Iiro Rantala

Act/Edel 1095042ACT
(54 Min., 11/2010)

Jeder hat seine Helden. Der norwegische Pianist Iiro Rantala sendet den seinigen liebevolle Grüße hinterher, indem er Eigenheiten dieser "Lost heroes" zur Grundlage eigener Kompositionen macht. So greift er in "Can’t get up" die rumorenden Basslinien Jaco Pastorius' auf und in "Tears for Esbjörn" dessen Faible für gebrochen romantische Wendungen und sanft perlende Klangtropfen. Und wer je Erroll Garners "Concert by the sea" gehört hat, der erkennt in Rantalas "Thinking of Misty" dessen Vorliebe für eine wohlgegliederte Grundierung und spannungsgeladene Akzente der rechten Melodiehand wieder. Dass Rantala hier ein minimalistisches Ostinato durchlaufen lässt, wirkt wie ein verliebtes Augenzwinkern gegenüber einem Pianisten, der zu Unrecht wegen seines gefälligen Spiels in die Ecke des konservativen Mainstreamers geschoben wurde. Bei seiner Hommage an Art Tatum versucht Iiro Rantala gar nicht erst, dessen brillante linke Hand zu imitieren – was er mit ihr produzierte, geschah in einer nur von wenigen Spezialisten erreichbaren Klasse. So konzentriert er sich in einer eigenwilligen Version von "Donna Lee" auf vereinfachte, federnde Figuren der Linken, der er tatumeske Läufe der Rechten entgegenstellt. Den größten Tatum-Schüler Oscar Peterson zu imitieren, ist ebenfalls ein Ding der Unmöglichkeit. Rantalas "Bluesette" konzentriert sich darauf, Petersons raffiniertes Spiel mit Dynamik und Intensität und seine Vorliebe für den Kontrast zwischen hart angeschlagenen Tönen und sensationell dicht fließenden Melodielinien in die eigene Tonsprache zu übertragen. Und wer erinnert sich nicht gerne an die gelöste Atmosphäre von Bill Evans' "Waltz for Debbie"? Der "Waltz for Bill" weht herrlich sanft aus dem Instrument, und "One more waltz for Michel Petrucciani" greift dessen Melancholie und verhangene Energie auf. Wohlgemerkt: Rantala, der im Trio Töykeät wesentlich brachialer zu Werke geht, imitiert keinen seiner Helden. Er spielt einfach wunderschöne Hommagen an verstorbene Jazzmusiker, die samt und sonders seinem eigenen, weiten musikalischen Kosmos entstammen. Solche Platten sind rar. Und wunderbar.

Werner Stiefele, 23.04.2011


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