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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Ludwig van Beethoven

Klavierkonzert Nr. 4, Klaviersonaten op. 27/2 & op. 110

Dejan Lazić, Australian Chamber Orchestra, Richard Tognetti

Channel/harmonia mundi CCS 30511
(70 Min., 11/2009 & 11/2010)


Ein kraftvoll durchgearbeiteter Orchesterpart, besonders die vibratolosen und ruppig artikulierenden Streicher des Australian Chamber Orchestra unter Richard Tognetti schaffen einen vitalen Rahmen für die perlende Kultur des kapriziösen Solisten, dessen lossprudelndem Fingerwerk und sehnsüchtigem Verweilen in den idyllischen Momenten des vierten Beethoven-Konzertes dieses Gegengewicht ganz gut bekommt. Leider wird der günstige Eindruck durch Lazićs ausufernde eigene Kadenz beschädigt, die über die gefühlte Unendlichkeit von fast vier Minuten eine derartige harmonische Ödnis und eitle Fingerfertigkeitsschau ausbreitet, dass man sich nach den naiven Versuchen eines Wilhelm Kempff sehnt – und auch das waren Anfechtungen ...
Die Sonatenseite dieser Produktion macht einen dann gar nicht mehr froh. Den Kopfsatz der "Mondscheinsonate" haspelt der Pianist in einer absichtsvollen Monotonie herunter, die an Goulds Beethoven-Zerstörungsversuche erinnert. Dass ein manuelles Talent wie Lazić das Finale dann zupackend bewältigt, weiß man, aber warum wählte er diese Sonate, wenn er sie nicht nacherzählen kann oder will? Auch die einkomponierte Leidensweg-Struktur des Opus 110 mit ihren Passionszitaten kann der Pianist nicht nachzeichnen – seltsamerweise beschreibt er sie aber klug in seinem Booklettext. Aber der Weg vom Schreibtisch zur Tastatur ist halt lang. Von Takt zu Takt fluktuiert im Kopfsatz nicht nur das Metrum, sondern der Stil – die herunterrasselnden 32stel-Girlanden klingen nach Czerny, die Akkordbegleitung des Seitenthemas je nach Geschmack wie Bartók oder ein anspringender Schiffsdiesel. Das ist nur oberflächliches Heischen nach Interessantem, aber kein Interpretieren. Aus dem Sturz in den verzweifelten Tiefpunkt des Werkes "Ermattet, klagend" wird ein bloßer Farbwechsel, und die jubelnde Auferstehung gerät dann, wie so oft, zum unmotivierten Losgehoppel. Solche Spieler werfen gerne am Ende die Hände in die Höhe und den Kopf in den Nacken – man kennt das von Wettbewerben. Wer hören will, der höre nur das Konzert, des kernigen Orchesters wegen.

Matthias Kornemann, 30.04.2011


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