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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Mieczysław Karłowicz

Sinfonie e-Moll op. 7 "Wiedergeburt", Bühnenmusik "Bianca da Molena" op. 6

Warschauer Philharmoniker, Antoni Wit

Naxos 8572487
(63 Min., 1 & 2/2009)

Vor einem Jahr ließ Antoni Wit mit den sinfonischen Dichtungen seines polnischen (1876 im heute litauischen Wiszniewo geborenen) Landsmannes Mieczysław Karłowicz aufhorchen. Die Entdeckerfreude an Wits mit viel Herzblut und Sorgfalt einstudiertem Warschauer Zyklus fand seither im Violinkonzert und der Serenade ihre Fortsetzung und wird nun von der viersätzigen e-Moll-Sinfonie mit dem Beinamen "Wiedergeburt" ("Odrodzenie") gekrönt. Im März 1903 uraufgeführt, markiert das fast 50-minütige, viersätzige Opus 7 nicht nur den Höhepunkt in Karłowicz' Berliner Schaffensperiode (ab 1895); mehr noch: Was hier an klangfarblicher Opulenz und packender Dramenkonzeption zu erleben ist, beweist einmal mehr, dass sein Schöpfer in der ersten Liga der Fin-de-siècle-Komponisten spielt – und lässt schmerzlich die Frage aufkommen, was der bereits 1909 im Alter von nur 33 Jahren bei einem Skiunfall ums Leben Gekommene der Nachwelt noch hätte hinterlassen können …
Unbesehen der Liszt-, Strauss- und hier vor allem Tschaikowsky (5. Sinfonie)-Anklänge, die das hochemotionale Werk durchziehen: Souverän und 'treffsicher' lotst dieser 27-jährige, hierzulande noch immer Unbekannte den riesigen Orchesterapparat durch seine aufwühlenden Seelendramen. Da können die Streicher in Karłowicz' typisch dunklen Regionen ebenso betörend singen wie die Bläser virtuos und prachtvoll im übermütigen Jagdfieber auftrumpfen. Überhaupt zeigt sich das Werk mit seiner "per aspera ad astra"-Haltung höchst kurzweilig: vom zerklüfteten, fast 20-minütigen Eröffnungssatz und dem verinnerlichten Andante über das übermütige Scherzo bis zum feierlichen E-Dur-Choral und der auftrumpfenden Schlussapotheose. Wobei man sich mit geistesgeschichtlichen 'Programm'- Hintergründen einer (nietzscheanischen) "Wiedergeburt" – ähnlich wie bei Mahlers drei Jahre zuvor uraufgeführter "Auferstehungs"-Sinfonie – nicht allzu beschweren sollte. Analoges gilt für die zweiteilige Zwischenaktmusik zu Jozafat Nowinkis längst vergessenem Drama "Bianca da Molena" ("Weißes Täubchen"). Auch hier genügt zum vollen Genuss Karłowicz' üppige und luzide gewobene Klangsprache.

Christoph Braun, 04.06.2011


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