Decca 466 776-2
(67 Min., 7/1997) 1 CD
"Alles in dieser Musik", schrieb Diderot gegen Mitte des 18. Jahrhunderts über Couperins Vertonung der biblischen Klagelieder des Jeremias - Feingefühl im Gesang, Ausdruckskraft und zarte Melancholie - "bemächtigt sich unserer Seele und hält sie in eigentümlicher Art gefangen." Das könnte man tatsächlich heute noch mit Recht behaupten: Die drei erhaltenen, für den Mittwoch der Karwoche bestimmten "Leçons de ténèbres" sind, ganz unabhängig von ihrem geistlichen Inhalt, sinnenfreudige Klang-Kunst. Entsprechend ist diejenige Interpretation die gelungenste, die diesem Charakter am zwingendsten Rechnung trägt.
Eben das tut Christophe Rousset hier gemeinsam mit Instrumentalisten seines Ensembles Les Talens Lyriques und gemeinsam mit zwei Sängerinnen, die Gehalt und Gestalt der Musik auf schönste Weise in Stimm-Klang verwandeln. Dass Rousset selbst das musikalische Geschehen mit der Orgel (und nicht wie William Christie in seiner jüngsten Einspielung mit dem Cembalo) grundiert, trägt einerseits der sakralen Bestimmung der Werke Rechnung und ermöglicht andererseits immer wieder Momente eines faszinierenden klangfarblichen Ineinanderfließens von Instrument und Stimme vor allem in der ersten Lesung mit Sandrine Piau. Wie diese zusammen mit Véronique Gens den hebräischen Initialen "Jod" zu Beginn der dritten Lesung verziert: Das zählt mit zu den ganz besonders wundervollen Momenten einer an Wundern von Klang und Gefühl überreichen Aufnahme.
Susanne Benda, 13.04.2000
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