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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Bei der neuesten Veröffentlichung von Opera Rara handelt es sich ausnahmsweise einmal nicht um eine Ersteinspielung, von Donizettis "Linda di Chamounix" gibt es neben drei Live-Mitschnitten immerhin drei Studioproduktionen, eine aus den 50er Jahren mit Antonietta Stella und zwei aus den 90er Jahren mit Mariella Devia und Edita Gruberová. Aber nach nunmehr fast 20 Jahren ist eine neue Aufnahme durchaus willkommen. Festgehalten wurden zwei konzertante Aufführungen des Werkes im Londoner Royal Opera House im September 2009 mit einer durch die Bank erfreulichen Besetzung.
In der Titelpartie ist die junge Kubanerin Eglise Gutiérrez zu hören, die eigentlich die idealen Voraussetzungen für Rollen wie diese mitbringt, weil sie das Stilvokabular des Belcanto perfekt beherrscht und dabei absolut höhen- und koloratursicher ist. Als Linda setzt sie auch in der Höhe Töne sauber im Piano an oder nimmt die Vollstimme in der Höhe zurück, um sie zu modulieren. Allerdings wird ihr Sopran überhaupt erst ab der oberen Mittellage freier, dann fängt er zu pulsieren an, in den unteren Regionen klingt er eigenartig gedeckt und verschleiert, mitunter auch unstet, zudem scheint sie sich selbst in ein sehr enges 'Kontrollkorsett' zu zwängen, was den schon erwähnten unfreien Eindruck verstärkt. An ihrer unsauberen, verwaschenen Artikulation sollte sie unbedingt arbeiten.
Mit Stephen Costello steht ein im besten Sinne durch und durch italienischer Tenor als Lindas Liebhaber Carlo auf der Bühne, auch wenn der 29-Jährige Amerikaner ist. Er phrasiert wunderbar natürlich, artikuliert idiomatisch, gestaltet ebenso zärtlich und einschmeichelnd wie leidenschaftlich und erweist sich als im Kern lyrischer Tenor (aber keineswegs als halbe Portion) mit gut eingebundener sicherer und kräftiger Höhe.
Auch die übrigen Rollen sind gut bis sehr gut besetzt: Der melancholische Pierotto passt ideal zu Marianna Pizzolatos Timbre, Lindas Vater Antonio ist mit Ludovic Tézier sehr luxuriös besetzt, und Alessandro Corbellis Stimme ist zwar trockener geworden und nicht mehr so belastbar in der Höhe, gleichwohl liefert er aber einen präsenten Marchese. Dirigent Mark Elder wird der 'empfindsamen' Seite der Partitur mit seiner entspannten Grundhaltung sehr gerecht, sorgt aber mit dem nötigen Brio immer auch für den dramatischen Fortgang und ist den Sängern ein verlässlicher Begleiter.

Michael Blümke, 02.07.2011


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