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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Ja, es gibt sie – die rundum vergnüglichen Opernabende, die erfreulicherweise auf DVD gebannt werden. Wobei dieser hier sicher nicht konserviert worden wäre, wenn er nicht an der New Yorker MET stattgefunden hätte und die Hauptdarstellerin nicht Anna Netrebko heißen würde. So aber darf man die Russin gelöst wie selten und in absoluter Topform genießen. La Netrebko schöpft stimmlich aus dem Vollen, gut, manchmal trägt sie vielleicht etwas zu dick auf, aber wer kann, der kann. Zudem hat sie sichtlich Spaß auf der Bühne, ist herrlich kokett und durchtrieben, genießt das Spiel mit dem Spiel, persifliert es augenzwinkernd. Man wünscht sich mehr Rollen wie diese von ihr, zumal es auch der Norina gut tut, wenn sie von einer 'richtigen' Frau gesungen wird anstatt von einem jungen Zwitschervögelchen. Das Duett mit Malatesta gerät zum Herzstück der Aufführung, da ziehen Anna Netrebko und Mariusz Kwiecień stimmlich wie darstellerisch alle Register und bringen das Haus zum Toben. Kwiecień ist allerdings auch ein Malatesta aus dem Bilderbuch mit seiner geschmeidigen, auch in schnellen Passagen sicheren und geläufigen Stimme und seinem energiegeladenen Spiel, kurz, mit seiner Präsenz, die ihn zum glaubwürdigen Drahtzieher des Ganzen macht. Als Ernesto ist der höhensichere Matthew Polenzani zu hören, ein stimmlich hingebungsvoller Tenor mit Schmelz und leicht metallischem Kern. Enttäuschend und der Kollegen unwürdig allerdings die Besetzung der Titelpartie mit John del Carlo: Der Amerikaner wartet nur noch mit armseligen Stimmresten auf, zieht dafür auf der Bühne alle (auch und vor allem billigen) Register – so etwas sollte an der MET nicht möglich sein. Dafür sorgt James Levine im Orchestergraben von der Ouvertüre an für ein energiegeladenes Spiel voll Brio. Er weiß halt einfach, wie man's macht! Und die deliziöse, selbstverständlich 'altmodische' Inszenierung von Altmeister Otto Schenk tut ein Übriges, um dem Zuschauer rund zwei Stunden Genuss pur zu bereiten.

Michael Blümke, 02.07.2011


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Hier fuenf Sterne zu vergeben, trotz der grossen Einwaende gegenueber John del Carlos Pasquale, ist grosszuegig, Herr Bluemke. Denn auch Netrebko zeigt sich, nimmt man ihr adrettes Aussehen und doch zugleich unangemessen uebertriebenes Auftreten aus, den stimmlichen Anforderungen der Partei nicht wirklich gewachsen. Da hier das fabelhafte Duett Malatesta-Norina als Referenz zitiert wird, in dem Mariusz Kwiecen sich als guter und agiler Saenger agiert, muss man weiterhin einwenden, dass offenbar die Buehne der Met zum Bruellen auffordert. Mehr Differenzierung waere ein Gewinn fuer die Musik.


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