Hinter dem Titel mit dem orientalisierenden Schriftzug auf dem Cover verbirgt sich das englische Wort 'afar', wie es in der Redewendung 'from afar' also "aus der Ferne / von weitem" vorkommt. Die Beschwörung entfernter, seelenverwandter musikalischer Welten aus sensibler Distanz und doch mit der Emotionalität des entfernt schwärmenden Träumers macht den besonderen Charme der Musik des Doumka Clarinet Ensembles aus. Drei klassisch ausgebildete Klarinettisten aus Lyon und Genf erschließen sich mit allen Instrumenten der Klarinettenfamilie eine eigene, selbstentwickelte Musik, eine Art 'folklore imaginaire', die die Klarinettentraditionen des mediterranen Raumes aufnimmt und auch dessen rhythmische Errungenschaften. Und das führt dann doch zu den Orientalismen des Schriftzugs.
Hervé Bouchardy, Alexis Ciesla und Franck Renée allerdings sind viel zu klarsichtige und geschulte Musiker, dass sich da irgendetwas einfach nur in melismatischen Plattitüden ergehen würde. Dazu haben sie auch viel zu große Freude an griffiger melodischer Schönheit und gepflegten Ensemble-Passagen. Zu ihrer Klugheit gehört auch, dass sie mit dem Kontrabassisten und Gitarristen Christophe Gauvert und dem Schlagwerker Christophe Durand Partner verpflichtet haben, die die träumerischen Stimmungen und vitalen Phantasien mit überbordender Rhythmik unterfüttern und so für das magisch richtige, mitreißende Spannungsverhältnis im Traumgemisch sorgen. Dass da in einer Traumsequenz die sonst so faszinierend warm klingenden Klarinetten von einer overgedubbten E-Gitarre in den elektronisch verfremdenden Hall-Hintergrund gedrückt werden, darf auf einer Traumreise schon mal vorkommen. Schließlich fällt der Träumer dadurch nicht gleich aus seiner Entrückung, wird vielmehr auf das abschließende Titelstück eingestimmt, in dem heiter gelassen die freundlichen Traumgesichter von Ferne grüßen.

Thomas Fitterling, 16.07.2011

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