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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Georg Friedrich Händel

Germanico

Ottaviano Tenerani, Ensemble, Sara Mingardo, Maria Grazia Schiavo, Franco Fagioli u.a.

Deutsche Harmonia Mundi/Sony 88697 860452
(88 Min., 9/2010) 2 CDs

Als Ottaviano Tenerani 2007 ins Archiv des Konservatoriums in Florenz hinabstieg, kam er mit einem schillernden Fund zurück. Eine 61-seitige Partitur hielt er in den Händen. Und auf der ersten Manuskriptseite stand ganz oben: „Del Sigr Hendl“. Sofort konsultierte Dirigent Tenerani Alte Musik- und Händel-Experten, die seine Vermutung teilten, dass es sich hierbei um eine vergessene Oper von Georg Friedrich Händel handeln könnte. Genauer soll „Germanico“ Händels erste Italien-Oper sein, entstanden wahrscheinlich 1706. Doch weder sind irgendwelche Hinweise auf eine Aufführung überliefert, noch gibt es von Händel einen Hinweis, dass die von einem Unbekannten kopierten Noten tatsächlich aus seiner Feder stammen. Viele Konjunktive umranken diese Ausgrabung also. Dennoch hat man es sich jetzt bei der Weltersteinspielung nicht nehmen lassen, das Werk zumindest auf dem CD-Titel zweifelsfrei dem jungen Sachsen zuzuschlagen.
Die als eine „Serenata a sei“ ausgewiesene Händel(?)-Oper Nr. 43 (?) ist vom Sujet her eines dieser Historiendramen, auf die selbst drittklassige Komponisten in jener Zeit zurückgegriffen haben. Nach erfolgreicher Schlacht gegen Arminius kehrt der Heerführer Germanico nach Rom zurück, wo man ihn hochleben lässt. Die entsprechende, musikalische Inszenierung fällt zwar äußerst moderat aus. Dafür haben Händel bzw. der Komponist in den Arien viel Phantasie bewiesen. So tun sich etwa in der Huldigungsarie „Con voci gioconde“ gleich alle sechs Solisten zusammen, um einen effektvollen Wettstreit mit den Trompeten zu wagen. Die Solo-Arien sind abwechslungsreich gestaltet, besitzen serenadenhaften Charme, unbekümmerten Drive und anrührende Innigkeit. Und das von einer nervösen Violine begleitete Rezitativ gegen Ende der Oper ist ein besonders dramatisches Schmuckstück. Auch wenn das Werk unter dem Strich nicht das ganz große Ereignis ist – eine x-beliebige Barockoper von der Stange ist „Germanico“ keinesfalls. Das macht auch Ottaviano Tenerani mit seinen schlank aufspielenden Musikern von Il Rossignolo deutlich. Und das großartig besetzte Solistenensemble um die Altistin Sara Mingardo (Germanico) präsentiert sich einträchtig ohne Fehl und Tadel.

Guido Fischer, 27.08.2011


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