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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Manuel de Falla

Klavierwerke, Noches en los jardines de Espana

Javier Perianes, Josep Pons, BBC Symphony Orchestra

harmonia mundi HMC 952099
(80 Min., 12/2010) CD + DVD

Selbstverständlich halten wir Manuel de Falla auch weiterhin für die Verkörperung der spanisch-andalusischen Nationalmusik. Nun erfahren wir aber von zwei seiner derzeit profiliertesten Parteigängern, dem 33-jährigen Pianisten Javier Perianes und dem Musikhistoriker Yvan Nommick, wie stark der Einfluss von Chopin, Debussy, Ravel, Satie und, ja, auch der deutschen Romantik auf ihr Idol war. Perianes weiß, wie der beigegebenen DVD seines lehrreichen Albums zu entnehmen ist, das de Fallas Klavierkomponisten-Weg nachzeichnet, gar von de Falla-Konzerten zu erzählen, in denen seine Zuhörer glaubten, französische Klaviermusik zu hören. In der Tat: Wer im frühen Nocturno oder der Mazurka aus den späten 1890er Jahren Chopin (neben Schumann und Grieg) oder in der „Cancion“ von 1900 Satie entdeckt, der liegt nicht falsch – ganz zu schweigen von de Fallas einschlägigen Debussy- oder Dukas-Hommagen aus den 1920er und 30er Jahren. Dass de Falla gleichwohl zum „spanischsten“ aller (Klavier-)Komponisten wurde, das macht Perianes natürlich auch klar. Beispielhaft stehen dafür die Cuatro piezas espanolas von 1906 und die von Arthur Rubinstein in Auftrag gegebene „Fantasia baetica“ von 1916 mit ihren stilisierten Flamenco-Anklängen und der Gitarren-Nachahmung (Glissandi!). Ihre horrenden technischen Hürden, die laut Selbstzeugnis Rubinstein gehörigen Respekt einflößten, bewältigt Perianes souverän. Der Südspanier ist aber auch ein Meister des Geheimnisvollen, Schimmernden, mithin ein Klangfarbenkünstler, der die melancholische Schönheit der drei berühmten „Nächte in spanischen Gärten“ wunderbar zum Klingen bringt. Diesen Spagat zwischen klarer Konturgebung, wie sie die „Noches“ – im Grunde drei thematisch verklammerte „Nocturnes“ – auch verlangen, und dem flirrenden andalusischen Kolorit macht Perianes so leicht keiner nach. Eine Referenzaufnahme, zumal sich auch seine orchestralen Partner so zupackend wie hellhörig und behutsam an dieser seiner „Heimatkunst“ beteiligen ‒ einer unverwechselbaren, trotz der Liszt-, Wagner- und Ravel-Zitate.

Christoph Braun, 22.10.2011


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