ACT gilt als das Label, das den aktuellen skandinavischen Jazz nachhaltig durchsetzt und ist dabei nostalgischer Neigungen nicht verdächtig. Jetzt veröffentlicht es mit diesem Album Aufnahmen, die vor über 43 Jahren entstanden sind und erweist so dem schwedischen Pianisten Jan Johansson eine bemerkenswerte Reverenz. Johansson starb 1968 bei einem Busunfall und wäre heuer 80 Jahre alt geworden. Der Mann, der in seinen Lehrjahren im Kopenhagener Montmartre die großen amerikanischen Jazzstars begleitet hatte, war ein äußerst sensibler Tonmodellierer mit einem feinen Sinn für harmonisches Raffinement und lakonische Melodik. Er war einer der Ersten, der die skandinavische Volksmusik im Jazz akkulturierte. Er und seine Freunde, der Bassist Georg Riedel und der Gitarrist Rune Gustafsson, waren häufig bei den von Hans Gerdberg produzierten NDR-Jazz-Workshops zu Gast, von denen auch diese Aufnahmen stammen. Geradezu frappierend haben diese Aufnahmen eigentlich so gar nichts Nostalgisches, sind vielmehr – ob Solo- oder Big-Band-Einspielungen – zeitloser Modern Jazz mit besonderer nordeuropäischer Note. Diese Musik hatte damals riesigen Einfluss, und der wirkt bis heute nach – letztlich wären ohne ihn große Teile des ACT-Programms nicht denkbar. Dass Johansson dabei war, auch ein erfolgreicher Filmkomponist zu werden, unterstreicht der Bonus Track seiner Freunde aus dem Jahr 1973, auf dem sie den von ihm selber nicht mehr vollendeten Titelsong der Pippi-Langstrumpf-Verfilmung interpretieren.

Thomas Fitterling, 29.10.2011

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