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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Hector Berlioz

Harold en Italie, Les nuits d´été, u.a.

Antoine Tamestit, Anne Sofie von Otter, Marc Minkowski, Les Musiciens du Louvre Grenoble

Naïve/Indigo 962472
(67 Min., 4/2011)

Obwohl Hector Berlioz bereits zu Lebzeiten nicht von seinen Landsleuten auf Händen getragen wurde, bekam er doch immer wieder eine zweite Chance. So auch im August 1839, als man ihn für ein besonderes Festkonzert in der Königlichen Oper von Versailles engagierte. Anlass war die Einweihung der Eisenbahnlinie Paris-Versailles. Und unter den Konzertgästen soll im ersten Zug auch Victor Hugo gesessen haben. Im April 2011 erinnerte man nun an diese eigentlich historische Randnotiz mit einer ebenfalls hochkarätig besetzten Konzertgala. Und wenngleich Marc Minkowski mit seinen Musiciens du Louvre bislang nicht den richtigen Zugang zu Berlioz gefunden hatte (die Einspielung der „Symphonie fantastique“ war 2003 eine einzige Enttäuschung) – bei dem Live-Konzert verstummten alle Bedenken auf einen Schlag. Was Minkowski allein in „Harold en Italie“ seinen Musikern alles an Esprit, Temperament und Virtuosität abverlangte, um Berlioz´ revolutionäre Koloristik funkeln zu lassen, ist glücklicherweise auch in der Aufnahme ohne Publikum dokumentiert. Und der auf Instrumenten des 19. Jahrhunderts in Schwung gebrachte Motor läuft bisweilen mit einer solchen Präzision auf Hochtouren, als hätte Lokführer Minkowski nicht an die gemütliche Eisenbahn anno 1839 gedacht, sondern an einen TGV.
Für die großen Momente des Innehaltens sorgt in „Harold en Italie“ vor allem Bratscher Antoine Tamestit. Auf seiner Stradivari sorgt er für ´Belcanto´-Schmelz wie für romantisch-expressive Delikatesse auf Drei-Sterne-Niveau. In diese Höhen wird dagegen Anne Sofie von Otter wohl nie wieder gelangen, ist doch ihre einst so wendige Stimme mittlerweile ziemlich gealtert. Auch in Berlioz´ Liederzyklus „Les nuits d´été“ merkt man ihr die Schwierigkeiten an, wenn sie die Höhen ansingt. In den elegischen Liedern mit ihren zumeist vollen weichen Linien kann sie dennoch punkten – mit ihren wunderschönen Einfärbungen und einer dem französischen Sprachfluss angemessenen Idiomatik.

Guido Fischer, 19.11.2011


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