Gitarre und Klavier sind im Jazz nicht unbedingt Wahlverwandte. Solange sich das Zupfinstrument auf Single-Note-Linien beschränkt, hat das Klavier die volle Klang-Hoheit über die harmonische Ausgestaltung der Begleitung; sobald die Gitarre aber selber Akkordisches ins Spiel bringt, ist die Gefahr gegenseitiger Bedrängung groß. Wenn jedoch, wie im Falle des Pianisten Marc Copland und des Gitarristen John Abercrombie, zwei wahlverwandte Seelen miteinander musizieren, ist die Kommunikation über derartige Fallstricke erhaben. Im Duo interpretieren sie hier sechs Originals, zwei Standards und einen Ornette Coleman-Klassiker. Mit lakonischer Gelassenheit spinnen sie das jeweilige thematische Material weiter – oder entwickeln, wie bei Colemans „Blues Connotation“, titeladäquat aus den Konnotationen schließlich überraschend und doch so stimmig das Thema. Nie bedrängt der eine den anderen. Unaufgeregt wissen Copland und Abercrombie um die Kunst des Weglassens. Bei Abercrombie heißt das auch diskreter Umgang mit den Effektmöglichkeiten der elektrischen Gitarre. Und so wirkt diese Musik beim ersten Hören unspektakulär konventionell, und doch transportiert sie heimlich ein Verlangen zur Betätigung der Wiederholungstaste. Das erneute Hören erschließt denn auch eine bezaubernde Klangwelt reifer melodischer und harmonischer Sophistication – und so werden aus den zunächst anvisierten vier doch volle fünf Notenpunkte.
Thomas Fitterling, 19.11.2011
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