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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Charles-Marie Widor, Gabriel Pierné, Alexandre Guilmant, Camille Saint-Saëns u.a.

A Festival Of French Organ Music

Ben van Oosten

MDG/Codaex MDG 316 1705
(80 Min., 4/2011)

Es sind wohl diese Momente, die in den Augen selbst eines versierten Orgel-Chirurgen ein zufriedenes Lächeln auslösen. Da hat man eine in die Jahre gekommene Frau Königin einem grundlegenden Face-Lifting unterzogen und ihre Lungen durchgepustet. Und bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt stellt der zur Hilfe gerufene Orgelbauer fest, dass sie trotz neuester Elektronik ihre alten Charakterzüge zurückbekommen hat. Diese zweite Geburt erlebte vor knapp zehn Jahren die Stahlhuth-Orgel in der St. Martinskirche im luxemburgischen Dudelange. Obwohl 1912 ursprünglich für die sinfonische französische Orgelmusik gebaut, hatte man sie in den 1960er Jahren einer neobarocken Klangästhetik angepasst und damit ihr wahres Herz rausgerissen. Seit den 2002 abgeschlossenen, umfangreichen Restaurierungs- und vor allem Rekonstruktionsarbeiten ist das Instrument nun wieder im Vollbesitz seiner ursprünglichen Leistungsfähigkeit. Und der niederländische Organist Ben van Oosten, seines Zeichens Titularorganist an der geschichtsträchtigen „Grote Kerk“ in Den Haag, machte nun die anspruchsvolle Probe aufs Exempel.
Ausschließlich französische Komponisten, die allesamt als Organisten vom Sound der Cavaillé-Coll-Orgel geprägt waren, hat van Oosten für sein Recital ausgewählt. Darunter finden sich heutige Berühmtheiten wie Charles-Marie Widor und Camille Saint-Saëns, aber auch Monsieurs aus der zweiten Reihe à la Gabriel Pierné und Théodore Dubois. Und gleich im amerikanischen Marsch, den Widor eigentlich für Klavier komponiert hatte, kann die Orgel mit mächtigem Hochglanz auftrumpfen. Sie kann einen aber auch – wie in Piernés „Trois pièces“ op. 23 – mit wundersamen Valeurs umschmeicheln. Und in den facettenreichen „Konzertvariationen“ op. 1 von Joseph Bonnet ist man beeindruckt von der Nuanciertheit selbst in den mystisch aufgetürmten Klangkuppeln. Doch das Lob gebührt eben nicht nur der ‚modernen‘ Stahlhuth-Orgel, sondern gleichermaßen Ben van Oosten.

Guido Fischer, 19.11.2011


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