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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Georg Friedrich Händel

Arien, Kantaten u.a.

Lucy Crowe, Harry Bicket, The English Concert

harmonia mundi HMU 907559
(75 Min., 8/2010)

2006 verstarb mit der amerikanischen Mezzosopranistin Lorraine Hunt allzu früh eine der beeindruckendsten Stimmschauspielerinnen auch im Barock – und speziell im Händel-Fach. Was aber Hunts seelentiefgründige Gefühlsdarstellungen angeht, hat sie nun zweifellos in Lucy Crowe eine würdige Nachfolgerin gefunden. Denn die englische Sopranistin ist weder eine Schön- noch eine Bravoursängerin, sondern setzt bei ihrem Händel-Album alles auf Ausdruck und Innenspannung. Das Programm ist ganz auf die Zeit fokussiert, als der Sachse in Italien weilte. Ausschnitte aus Oratorien wechseln sich da mit weltliche Kantaten und einem „Salve Regina“ ab. Und zwischendurch präsentiert das begleitende English Concert unter Harry Bicket ausgewählte Sonaten, die Händel Vokalwerken vorangestellt hatte.
Mit größtmöglicher gestalterischer Feinarbeit zeigen die Briten im Gegensatz zu den exzessiven Gangarten ihrer italienischen Kollegen, wie gehaltvoll selbst solche Instrumental-Intermezzi sein können. Und auch die busenbebende Koloraturshow, die Cecilia Bartoli kürzlich in der Arie „Disserratevi, o porte d´Averno“ geboten hat, ist nicht Lucy Crowes Sache. Dafür mag ihr vielleicht die gewisse Leichtigkeit fehlen. Wie sie aber stattdessen mit ihren Legati die gesamte dynamische Bandbreite mühelos auskostet, wird selbst diejenigen packen, die bei Crowe hier und da schon mal die nötige Textverständlichkeit bemängeln. Crowes grundsätzliche Stärke ist eben der musikalische Fluss des dunklen Leidens- und Sehnsuchtszaubers, in den sie mit höchster Expressivität eintaucht. Ob in der Kantate „Armida abbandonata“, in der Flehen und Klagen Programm ist. Oder in der Arie „Io son ch´il vostro orrore“, bei der das Hoffnungslose dramatisch und empfindsam pulsiert. Mit Lucy Crowe muss man sich erst anfreunden, ihr Gesang ist nichts für den schnellen Genuss. Das aber macht ihn umso wertvoller.

Guido Fischer, 17.12.2011


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