Die Fusion-Wucht des Mahavishnu Orchestra haben sie transparent für Streichquartett adaptiert. Mit Klaus Paier mischten sie süffige Tangoseligkeit schräg pulsierend auf und schmeckten sie genüsslich mit virtuosen Kantilenen ab. Jetzt hat sich das gemischte Doppel mit seinem ersten Konzept-Album der Traumwelt zugewandt – schließlich lebt man in der Sigmund-Freud-Stadt Wien. „Wie könnte eine ganze Nacht klingen?“ formuliert Primarius Bernie Mallinger dabei den Ansatz. Die Antwort lässt sich als eine Traumreise in 14 Stationen beschreiben. Eigenschöpfungen und prominente Fremdkompositionen werden einer Verfremdung und Dekonstruktion unterzogen, so entstehen quasi Klanginstallationen, die in die Zeit strömend zerfließen: Ein entsprechendes Sound Design sorgt für flächige Schichtungen oft extremer Tongebung. Zyklische Abläufe erinnern immer wieder an suggestive Verfahren der Minimal Music. Nicht romantische Träumereien werden hier evoziert, sondern die durchaus abgründigen Welten des Traums, als handle es sich um die ins Klangliche übersetzte Welt des Theaters eines Robert Wilson. Gelegentlich lösen sich aberwitzig schöne Bratschenlinien aus den dräuenden Klängen und ein Cello spielt befreit einen Dave-Holland-Bass. Der Hörer macht eine Klangerfahrung, von der er nicht so recht weiß, ob ihn diese Traumreise in existenzielle Erfahrungswelten führt oder – was durchaus auch vergnüglich ist – in eine blitzegescheit kalkulierte Geisterbahn Wiener Hintersinns. Nur die doch so schwer anders konnotierte Billie Holiday Komposition will hier nicht so recht passen.

Thomas Fitterling, 21.01.2012

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