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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Claude Debussy

Préludes I & II

Pierre-Laurent Aimard

DG/Universal 477 9982
(80 Min., 5/2012)

Natürlich lassen sich die Untertitel, die Debussy vielen seiner 24 Préludes programmatisch mitgegeben hat, in Musik verwandeln. Was aber nur einmal mehr Debussy zu einem raffinierten Stimmungsmaler degradieren würde. Man könnte stattdessen aber auch die Werke, ihre Stofflichkeit so spielen, als hätte man nur aus dem Augenwinkel etwas von „Schritte im Schnee“ oder „Die Terrasse für Mondschein-Audienzen“ gelesen.
So wie jetzt Pierre-Laurent Aimard, der somit Debussy von allen Klischees quasi reinwaschen will. Das gängige Bild vom Impressionisten und synthetisch agierenden Klangalchemisten bekommt man daher nicht geboten. Doch im Gegensatz etwa zum Kollegen Friedrich Gulda, der in seiner Gesamteinspielung der beiden „Prélude“-Hefte dafür das rhythmisch Kantige bis hin zum Brutalen herausmeißelte, ist Aimard an den ultramodernen Subtilitäten interessiert, weshalb er selbst im 7. Prélude („Ce qu´a vu lent d´ouest“) die Psychologie des Tumulthaften nicht so ausreizt, wie es etwa seinerzeit Arturo Benedetti-Michelangeli in seiner legendären, das Komplexe wohldosiert erhellenden Einspielung vorgeführt hat.
Bei dem dickköpfigen Anti-Sfumato-Pianisten Aimard liegt somit all das offen zu Tage, womit Debussy auch nachfolgende Komponistengenerationen wie Olivier Messiaen und Pierre Boulez prägte. Doch statt Pedanterie bekommt man klangliche Tiefenwirkungen geboten, die trotz ihres spieltechnisch heikles Anspruchs von Aimard einfach mühelos erzielt werden. „Die Hügel von Anacapri“ sind mehr als eine mediterrane Hörszene, sondern offenbaren in aller Unbeschwertheit sämtliche experimentellen Züge im Harmonischen und Dynamischen. Und selbst das zuhauf frisierte „Mädchen mit den Flachshaaren“ folgt nun dem Prinzip der konzentrierten Clarté bei gleichzeitiger Anmut. Was die Balance zwischen Substanz und Form angeht, sind diese Préludes bei Aimard in den aktuell wohl besten Händen. Zwar muss man sich diese scheinbar so vertrauten Welten durchaus erarbeiten. Der Ertrag aber ist immens.

Guido Fischer, 25.08.2012


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