home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5
Gustav Mahler

Sinfonie Nr. 1

Iván Fischer, Budapest Festival Orchestra

Channel/Codaex CCS 33112
(55 Min., 9/2011) SACD

Zu Gustav Mahler hat Iván Fischer eine intensive Beziehung: Er gründete mit Mahlers Enkelin die ungarische Gustav-Mahler-Gesellschaft. Und Mahlers sinfonischer Erstling liegt dem in Budapest geborenen Dirigenten besonders am Herzen, denn Mahler selbst war 1889 mit diesem Stück in Budapest grandios gescheitert – eine traumatische Erfahrung für den Endzwanziger. Nun legt Fischer das Stück in einer hörenswerten Aufnahme vor, gespielt vom „Budapest Festival Orchestra“, das Fischer selbst ins Leben gerufen hat. Es ist eine wahre Freude, dieser Mahler-Interpretation zu lauschen: Wie charmant und freundlich gestaltet Fischer etwa die Ländler-Passagen im zweiten Satz, wie liebevoll verhilft er jeder einzelnen Linie im verflochtenen Satz zu Eigenleben, wie effektvoll balanciert er die orchestralen Farben aus! Grandios baut er im dritten Satz den „Bruder-Jakob“-Kanon auf (durch den sich das Budapester Publikum 1889 besonders brüskiert gefühlt hatte).
Gewiss: Leonard Bernstein hat das Aufeinanderprallen zweier Begräbniskapellen, das auf den Kanon folgt, genüsslich als Skandalon inszeniert – hier bleibt Fischer einem ästhetischen Ansatz verpflichtet, der die oben genannten Qualitäten eindeutig über hautnahen Realismus stellt. An dieser Stelle könnte eine Diskussion ansetzen: Müsste man den herzzerreißend schönen Lyrismen des „Titan“, die Fischer so vorbildlich herausarbeitet, nicht viel radikaler auch schon den grotesken Mahler mit der Schelmenmaske gegenüberstellen? Im vierten Satz beweist Fischer dann, dass er auch ein aufwühlend dramatisches sinfonisches Feuerwerk mitreißend über die Bühne zu bringen vermag – immer höchst kultiviert freilich, niemals effekthascherisch. Es ist, kein Zweifel, ein abgeklärter Mahler, den die Budapester präsentieren, aber einer, der sich im Spektrum der vorliegenden Interpretationen aufgrund seiner ganz unbestreitbaren Vorzüge behaupten wird.

Michael Wersin, 15.09.2012


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top