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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Giovanni Girolamo Kapsberger, Bellerofonte Castaldi, Alessandro Piccinini

Italian Virtuosi Of The Chitarrone

Jakob Lindberg

BIS/Klassik-Center BIS-CD-1899
(74 Min., 3/2011)

„Oh, Pardon!“ – das dürfte wohl die Standard-Entschuldigung von Jakob Lindberg sein, wenn er mit seinem Instrument tatsächlich einmal die öffentlichen Verkehrsmitteln benutzt. Denn sein fast mannshoher Vielsaiter ist sperrig und nur mit viel Gefühl durchs Leben zu navigieren. Kein Wunder, dass der Chitarrone sich im Gegensatz zu seinen kleinen Geschwistern wie Laute oder Gitarre nie fürs Reisen oder Wandern geeignet hatte. Dafür war diese Basslaute im XXL-Format im 17. Jahrhundert überall da als Generalbassinstrument gefragt, wo der Opernvorhang hochging oder man sich zu kammermusikalischen Soireen traf. Als Solo-Instrument bekam der Chitarrone sogar quasi kirchliche Weihen verliehen – von Papst Urban VII., der von den Chitarrone-Kompositionen von Giovanni Girolamo Kapsberger mehr als nur angetan war.
Ausgewählte Stücke von Kapsberger durften daher nun bei dem italienischen Recital des Schweden Jakob Lindberg genauso wenig fehlen wie Handverlesenes zweier weiterer Maestri, von denen einer sogar als ´Erfinder´ des Chitarrone gilt. Zumindest behauptete dies Bellerofonte Castaldi steif und fest. Wie Castaldi und Kapsberger hat Alessandro Piccinini expressiv Erlesenes sogar für die freischwingenden Bass-Resonanzsaiten geschrieben, deren Klänge bisweilen an ein Glockengeläut erinnern. Alle drei Komponisten verwandelten Volkstänze wie die Bergamasca und die Folia in kunstvoll angelegte Phantasien und Variationen. Lindberg entlockt seinem 15-chörigen Chitarrone mit einer Saitenspannweite von bis zu 1,60 Metern ein beschwingtes Innenleben, als ob es das Leichteste von der Welt wäre. Was für ein geistvoller wie spieltechnisch über alle Zweifel erhabener Chitarrone-Flüsterer er ist, beweist er nicht zuletzt in dem wohl großartigsten Stück dieser Aufnahme, in Piccininis „Aria di fiorenzi“.

Guido Fischer, 13.10.2012


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