Col Legno/harmonia mundi COL40401
(58 Min., 1-3/2012)
Es war Helmut Lachenmann, der der europäischen Avantgarde den folgenreichsten Impuls der letzten Jahrzehnte gegeben hat. Von seiner systematischen Analyse der Entstehungsbedingungen des instrumentalem Klangs hat die nachfolgende Generation sehr viel gelernt: Bezeichnend allerdings ist, dass sie mehrheitlich die politischen Implikationen des Verfahrens ignoriert und Lachenmanns Hinterlassenschaft als einen ideologiefreien Materialbaukasten nutzt. Salvatore Sciarrino etwa hat im dem Zwischenbereich von Klang, Geräusch und Stille ein florierendes Geschäft etabliert, und auch unter den ganz Jungen finden sich viele, die das Lachenmannsche Projekt der Aufklärung mit gehörigem Erfolg rück-romantisieren. So auch der gerade 27-jährige Brite Steven Daverson. In Daversons Werken ist die Welt dunkel und schemenhaft, es schaudert einen auf Schritt und Tritt. Seine Werke heißen „Schattenwanderer“, „Zugunruhe“, „Verborgene Nebel“ oder „Flüchtige Fassbarkeit“.
So schön diese Welt der Schatten auch ist, Daverson tut gut darin, dem Effekt des wohligen Schauderns strenge Konzepte zur Seite zur stellen und so die nervös flackernde Kontur seiner Musik fest zu grundieren. Daverson spricht vom Dialog zwischen dem, was schwebt, und dem, was sich abgelagert hat. Sechs verschiedene Kapitel dieses Dialogs kann man nun beim Label Col Legno nachhören, in vorzüglichen, tatsächlich spannenden Aufnahmen des Ensemble Modern und des Ensemble Recherche. Der erste Eindruck ist: Prima, aber das habe ich doch alles schon mal gehört. Der zweite: Prima, ich habe das zwar schon alles mal gehört, aber doch in anderem Kontext, in anderen formalen Settings. Wem das reicht, der mag zugreifen.
Raoul Mörchen, 10.11.2012
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