TDK/Naxos DV OPRUS
(140 Min., 2002)
Ein malerischer Tümpel, umrankt von wild wuchernden Bäumen, ein prunkvolles Schloss im nächtlich schimmernden Park? Vergessen Sie’s! Bei Robert Carsen sieht "Rusalka" ganz anders aus: aseptisch, klinisch, und ganz in Weiß. Wir spielen Psychoanalyse. Verkehrte Welt in einem rechtwinkligen Einheitsraum: Das eheliche Schlafzimmer ist auf den Kopf gestellt, das Bett klebt an der Decke, die Stühle auch. Auf dem Bühnenboden (das heißt: in der Decke des Schlafzimmers) befindet sich eine Spiegelfläche: Das Reich der Wassergeister - der Gegenentwurf zur bürgerlichen Welt und mit dieser nicht vereinbar. Wie die Spiegel dieses Raumes (auch der Boden des Schlafzimmers, das heißt: die Decke des Bühnenraums, ist ein riesiger Spiegel) dienen die Figuren hier einzig als Projektionsflächen unerfüllter Sehnsüchte: alle Frauen sehen aus wie Rusalka, alle Männer sehen aus wie der Prinz. Inklusive der Tänzerinnen und Tänzer beim Hochzeitsball.
Carsen beherrscht sein Handwerk. Was er aus und mit den Figuren entwickelt, ist ebenso schlüssig wie packend. Magischer Mittelpunkt: Renée Fleming als Rusalka, ohne Frage eine ihrer besten Rollen, vielleicht "die" beste. Ihre Liebe suchende Wasserfrau ist pure, sinnlich strömende Klangschönheit. Ist Tiefe des Gefühls, ungekünstelte Unmittelbarkeit des Ausdrucks. Beeindruckend Eva Urbanovas Fremde Fürstin und Larissa Diadkovas Jezibaba. Sergei Larins Prinz schlägt sich tapfer gegen dieses Trio von Überfrauen. James Conlon zaubert einen flirrenden, filigranen, quasi-psychologisierenden Rausch aus dem Graben: "Rusalka" auf der Couch auch hier.
Jochen Breiholz, 01.09.2007
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