home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5
Ludwig van Beethoven

Streichquartette Vol. 1

Belcea Quartet

Zig Zag Territoires/Note1 ZZT315
(12/2011, 3/2012, 5/2012) 4 CDs

Mit jedem weiteren Gang durch die ausgetretenen Galerien des Repertoire-Museums scheint bei den Interpreten die Neigung zu wachsen, den ausgestellten Werken die vermeintlich zukunftsweisenden und unerhörten Facetten zu entlocken. Überzeichnung legt sich nicht selten über einst vertraute Züge, bis wir Hörer in einer seltsamen Umkehrung in einer sensiblen, zurückgenommenen Betrachtung der Mitte staunend etwas Verlorenes wiedererkennen.
Eine solche behutsame Wiedererkundung gelingt dem Belcea Quartet in den Beethovenschen Streichquartetten. Schon dem flüchtig Hörenden wird die Homogenität des Instrumentariums, die klangliche Transparenz und die Festigkeit des metrischen Gerüstes in dieser Werkschau auffallen. Wer nun denkt, diese gelassene, unrhetorische Attitüde nehme dem „Quartetto serioso“ op. 95 etwas von seiner inneren Hitze, täuscht sich. Es ist eher, als würde das unerbittlich im Hintergrund tickende Metrum jene Folie klassischer Strenge geben, auf der die geballten Energien des Kopfsatzes umso eindringlicher kollidieren. Allzu ruppige Klanglichkeit wie beim Artemis-Quartett braucht es da gar nicht, ebensowenig tröstend-schubertsche Süße im Seitenthema.
Das Opus 127, jenes sich oft allzu hymnisch-choralhaft auftuende Spätwerk-Portal, wird zur Apotheose der Unaufgeregtheit. Die meist so harsch und ausdrucksbemüht ausgespielten Kontraste gehen im ersten Satz ja fast nie über f und p hinaus, sind eher Schattierungen auf einem Pastell, wie man staunend vernimmt. Wenn dann im Presto-Teil des Scherzos das Fortissimowüten tatsächlich losbricht, erschüttern seine Synkopenschläge das modeste Umfeld in einer unerhörten Weise. Das ist interpretatorische Ökonomie. Folgerichtig enden die Belceas dann auch nicht in jubelnder Es-Dur-Exaltation, sondern recht nachdenklich. Da fällt es schon auf, dass ihnen in der absurd schnell heruntergehaspelten Fuge des op. 59/3 einmal die Pferde durchgehen. Ein Brechtscher Verfremdungseffekt, der nachdrücklich auf die erfüllte Mitte dieses Quartettspiels weist.

Matthias Kornemann, 12.01.2013


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top