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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johann Sebastian Bach, Domenico Scarlatti, Enrique Granados u.a.

Andrés Segovia ‒ In Portrait

Andrés Segovia

Christophe/Naxos A15CND
(151 Min., 1967, 1976)

Andrés Segovia hat sich einmal als seinen eigenen Lehrer und Schüler bezeichnet. Denn in der nach Flamenco verrückten Heimat Andalusien gab es niemanden, der seine früh entdeckte Liebe zur klassischen Gitarre teilte. Allein deswegen galt Segovia schnell als ein Sonderling. Und wie er 1967 in dem Filmporträt „Segovia At Los Olivos“ erzählt, ist er diesen Status auch später nie losgeworden. Während Segovia im Rest der Welt längst als Vater der modernen klassischen Gitarre gefeiert wurde, konnten seine Landsleute nicht viel mit seinem Spiel und Repertoire anfangen. Tatsächlich verkörperte er allein äußerlich bis ins hohe Alter das genaue Gegenteil von einem spanischen Gitarristen, der sich die Seele aus dem Leib spielt. Buddhagleich ruhte Segovia in sich, wenn er die sechs Gitarrensaiten zum Leuchten brachte. Und wenn die Kamera auch in der zweiten, von Christopher Nupen 1976 gedrehten Hommage „The Song Of Guitar“ ganz nahe heranzoomt, ist man schier verwundert, wie Segovia mit seinen fleischigen und scheinbar unbeweglichen Fingern der rechten Hand die Gitarre in ein klangfarbenreiches Mini-Orchester verwandeln konnte.
Bereits 74 bzw. 83 Jahre alt war Segovia bei den Aufnahmen, die in seiner andalusischen Villa „Los Olivos“ bzw. im Innenhof des Alhambra-Palastes in Granada gedreht wurden. Und selbstverständlich hört man ihn mit zahlreichen Piècen, mit denen er den Grundstein für das seitdem ständig gewachsene Repertoire der klassischen Gitarre gelegt hat. Dazu gehören eigene Arrangements von Bach, Domenico Scarlatti und Albéniz, aber auch Werke von Komponisten wie Castelnuovo Tedesco und Torroba, die für Segovia entstanden sind. Zwischendurch erzählt der passionierte Pfeifenraucher aber nicht nur in seiner gutmütigen Art aus seinem Leben. Er verrät sogar das Geheimnis seiner Kunst. Es sind die belastbaren und zugleich weichen Fingernägel als das eigentliche Rüstzeug eines großen Gitarristen. Wer damit nicht gesegnet ist, so Segovias leicht desillusionierender Ratschlag, der sollte die Gitarre daher schnell beiseite legen.

Guido Fischer, 23.03.2013


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