Music&arts/note1 MACD1263
(219 Min., 1969-1977) 3 CDs
Mag Claudio Arrau auch ein Gott der Beethoven-Interpretation gewesen sein, mit dem beengten Klangbild seiner berühmten Philips-Einspielung ging auch eine gewisse krampfige Angestrengtheit einher, alles mit letzter, gewichtiger Gültigkeit sagen zu wollen. Im Konzert konnte er diese bleierne Last gelegentlich abschütteln und das „Staatstragende“ mit dem impulsiven, spontanen Musizieren in Einklang bringen. So ist die „Appassionata“ von 1973, die man, von einem italienischen Sammler-Enthusiasten mitgeschnitten und von den Erben autorisiert, hier erstmals hören kann, gewaltig und zupackend, aber eben nicht hysterisch dahinjagend wie bei Richter. Arrau gelang es in seinen besten Jahren, Beethovens mittleren, hochklassischen Stil bis zum Grad einer fast aufgeblähten, überhitzten Größe zu treiben, die ein Zerfallen erahnen, sich aber nicht ereignen ließ. Ein paar Jahre später neigte sich Arraus Spiel dann schon spät-elegischer Finesse zu; man mag das Prestissimo des op. 109 etwas betulich finden, aber was im großen Variationssatz passiert, ist in ein paar Worten kaum zu fassen. Allein wie Arrau die soghafte Beschleunigung der letzten Variation eigentümlich bremst, als wolle er einfach nicht einfahren in die Katarakte dieser Trillerextase und sich an jedem herausgekneteten Akzent festhält, das verrät eine künstlerische Klasse, die einen „verdirbt“ für die nächsten Konzertabende mit all den juvenilen Langweilern. Gut so!
Matthias Kornemann, 23.03.2013
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