mirare/harmonia mundi MIR 204
(79 Min., 9/2012)
Musik unter dem Eindruck von Tod und Verwüstung: Der Hamburger Pestepidemie des Jahres 1663 fielen auch bedeutende Musiker der Stadt zum Opfer; Matthias Weckmann sollte, ohne dass er dies freilich ahnen konnte, letztendlich zu den Überlebenden zählen. Eine in Lüneburg aufbewahrte Handschrift vereint vier geistliche Concerti Weckmanns, von denen drei unmittelbar im Pestjahr komponiert worden sind. Dieses Wissen beeinflusst natürlich das Hörerlebnis. Aber man geht sicher nicht fehl, wenn man die eigenwillige Mixtur von lähmender Lethargie und fesselnder Ausdrucksintensität, die diesen Werken zu eigen ist, ebenjener besonderen Entstehungssituation zuschreibt.
Philippe Pierlot und seine hervorragenden Musiker werden den nicht zu unterschätzenden Anforderungen dieser einzigartigen Musik aufs Vortrefflichste gerecht. Besonders auf instrumentaler Ebene faszinieren die Homogenität und die Intonationsreinheit, mit der die hochexpressiven Klangfolgen zelebriert werden – sie entfalten dadurch eine geradezu sogartige Wirkung. Auch wenn die Sänger dann mit auf Bibelwort textierten Kantilenen beisteuern, geht niemals die Dichte des gesamten Ensembleklangs verloren: Dass sich die Gesangstimmen hier ganz bewusst jeweils nur einzufügen haben in ein musikalisches Geschehen, welches – wiewohl vom Text generiert und befruchtet – doch auch ohne Worte schon ungeheuer wirkmächtig ist, wird unmittelbar zum Erlebnis. Eine außergewöhnlich gelungene CD.
Michael Wersin, 11.05.2013
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