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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Pata On The Cadillac

Norbert Stein

Pata Music/patamusic.de PATA21
(67 Min., 6/2012)

Vor etwas mehr als hundert Jahren definierte der französische Schriftsteller Alfred Jarry die „Pataphysik“ im Roman „Heldentaten und Ansichten des Pataphysikers Doktor Faustroll“ als „Wissenschaft des Partikulären“. Patamusik ist folglich die Musik des Partikulären, des Nicht-Allgemeinen, des Individuellen. Ihr frönt der Saxofonist Norbert Stein, wobei in steter Regelmäßigkeit ungewöhnliche, sorgsam erarbeitete Werke entstehen, die meist über einen definierten Kern verfügen, um den sich freiere Elemente gruppieren. Wie Ornette Coleman ist er ein verkappter Melodiker, der ohrwurmfähige Melodien schreiben kann, diese aber nicht glatt illustriert, sondern sie in Arrangements voll Witz und skurrilem Biss umspielt, verfremdet, aufhebt und aufleben lässt.
Virtuos swingt, groovt, rockt und taumelt sein Oktett, wobei Stein die Möglichkeiten der ungewöhnlichen Besetzung mit Tenor- und Altsaxofon, Flöte, Euphonium, Trompete, Violine, Kontrabass und Schlagzeug weidlich auskostet. Leicht und flüchtig hingeworfen wirken die Stücke, aber wer sich in sie hineindenkt, entdeckt perfekte Unisono-Passagen, an barocke Fugen erinnernde Momente, kraftvolle Bigband-Power, ungewöhnliche Sounds, Schwebezustände und minutiös ineinander gefügtes Gewusel. Konventionelle Intonation und aus der Free-Phase des Jazz abgeleitete, harsche, wilde Sounds verschmelzen beim Auf- und Abschwellen der Klänge, und Einsamkeit und Fülle, meditative Gelassenheit und kompakte, von Hektik freie Energie wechseln sich ab. Diese Mischung aus Komposition und Freiheit ist ungewöhnlich – also Pata.

Werner Stiefele, 01.06.2013


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