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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Live At Théâtre Vidy – Lausanne

Sylvie Courvoisier, Mark Feldman

Intakt/harmonia mundi INT210
(51 Min., 11/2012)

Es ist eine Besonderheit des Jazz, dass das Erleben seines Entstehungsprozesses integraler Teil seiner musikalischen Aussage ist. In diesem Sinne handelt es sich bei der Musik, die die Welschschweizer Pianistin Sylvie Courvoisier und ihr amerikanischer Mann, der Geiger Mark Feldman, im vergangenen Jahr eingespielt haben, um Jazz – auch wenn man satte blaue Noten und ohrenfällige Swing- und Bop-Elemente oder Free-Jazz-Manierismen vergeblich sucht. Die Aufnahmen vor hochkonzentriertem Publikum erinnern vielmehr an ein Recital zeitgenössischer Kammermusik.
Das in New York lebende und der dortigen Downtown-Szene verbundene Paar gestaltete drei längere Kompositionen, bei denen sich ein ausgeprägter gesamtgestalterischer Formwille manifestiert und die doch immer von einem selbstbestimmten diskursiven Gestus bestimmt sind. Feldman ist ein Geiger virtuoser Technik mit kraftvoll strahlendem Ton. Logische Abstraktion und emotionale Kantabilität folgen einer magischen Dramaturgie des Dialogs der Partner; konturierte Motivik trifft immer wieder auf abgründige Akkordik; hochsensibel ist der Sinn der Pianistin für expressive Klangfarbigkeit. Kein vordergründiges Gegen-den Strich-Bürsten lenkt von der Stringenz des Vortrags ab. Offensichtlich sieht sich das Paar selber in einer urklassischen Tradition des Diskurses: Vier extemporiert wirkende Miniaturen sind nach altgriechischen Poeten bzw. deren Musen benannt. Herb schön ist diese Kammermusik ‒ auch weil sie sich erst gar nicht zwischen die Stühle der Genres setzt, sondern sich erhaben aufrecht im Raum behauptet.

Thomas Fitterling, 03.08.2013


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