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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Wolfgang Amadeus Mozart

Sinfonie Nr. 35 „Haffner”, Posthorn-Serenade, Marsch Nr. 1

Concentus Musicus Wien, Nikolaus Harnoncourt

Sony 88883-72068-2
(65 Min., 6 & 12/2012)

Entweder lieblich oder pathosgeladen, dabei im Klangcharakter stets süffig – so kennen wir den Mozart-Sound der „Alten“, die auf konventionellen Instrumenten spielen ließen. Dass Mozart aber auch aufreizend ruppig klingen darf, ja dass der Grundcharakter des Klanges eigentlich ein erstaunlich rauer ist, haben uns die historisierend auf alten Instrumenten spielenden Musiker gezeigt. Nikolaus Harnoncourt gehört zu den Dirigenten der ersten großen Generation von „Historikern“, die in Sachen Mozart unermüdlich gegen die romantische Klangsoße herzhaft vibrierender Streicher und süffig-überzuckert schwelgender Holzbläser gearbeitet haben.
Wenn Harnoncourt als 84-Jähriger mit seinem Concentus Musicus noch einmal ein Mozart-Programm auf CD präsentiert, dann schöpft er aus einer unvorstellbar langen und reichen Erfahrung mit der Interpretation dieser Musik. Höchst souverän gelingen ihm mannigfache gestalterische Nuancen: Jeder melodische Bogen sitzt perfekt, jede kleine Überleitung erfüllt ihren Zweck ungemein organisch und elegant, perfekt ausbalanciert ist das Miteinander von Streichern und Bläsern. Im Blick auf all diese Tugenden hat Harnoncourt nicht nur mit der „Haffner-Sinfonie“, sondern vor allem auch mit der 1779 in Salzburg für den Abschied der Studenten am sommerlichen Studienjahresende komponierten „Posthorn-Serenade“ ausgesprochen dankbare Stücke ausgewählt: Gerade die achtsätzige Serenade bietet dem ausgefuchsten Routinier mit ihrer breiten Ausdruckspalette unzählige Möglichkeiten zu kreativ-nachschöpferischer Formung musikalischer Gesten und Aussagen. Und freilich überzeugt auch die „Haffner-Sinfonie“ vom ersten Moment: Wie treffend zeichnet Harnoncourt schon jenen initialen Kontrast zwischen dynamisch-entschlossener Tutti-Eröffnungsgeste und zunächst vorsichtig fragender, dann aufgeräumt vorwärtsstrebender Streichermotivik! Ein Mozart-Erlebnis der Sonderklasse.

Michael Wersin, 25.01.2014


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Sehr geehrter Herr Wersin, Respekt und Anerkennung, ich halte jede Ihrer Anmerkungen zur neuen Harnoncourt-CD für zutreffend. So oft ich das Album auch höre: kein Haar in der Suppe, nirgends. Und so oft ich Ihre Rezension auch lese: ebenfalls kein Haar. Daher meine Frage: Warum nur vier von fünf Wertungspunkten? Und was hätten NH und die Seinen noch alles anstellen müssen, um Rondo zur Höchstwertung zu bewegen?


Antwort des Autors: Lieber Leser, es ist Konsenz im Autorenteam, mit der höchsten Bewertung nicht inflationär umzugehen. Vor diesem Hintergrund habe ich Harnoncourts Einspielung, die tatsächlich sehr inspiriert und von makelloser Qualität ist, meinem eigenen Empfinden gemäß dennoch nicht als 'Jahrhundert-Ereignis', sondern 'nur' als sehr gute Aufnahme bewertet. Herzlich, Michael Wersin


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